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bewirken, daß seine Oberfläche bei dem Gebrauche als Mühlstein stets die zum Mahlen nöthige Schärfe behält. Es wurde nun allgemein bezweifelt, ob irgendwo in Deutschland ein Material vorkomme, welches dem zu den französischen Mühlsteinen benutzten gleich gestellt werden könne, oder ihm auch nur ähnlich sei. Die Auslandssucht, nach welcher nur die vom Auslande kommende Waare wirklich gut und preiswürdig sein sollte, machte sich bei den guten Deutschen auch in dieser Beziehung wieder geltend. Doch soll damit nicht gesagt werden, als ob die französischen Steine besserer Qualität den von ihnen erworbenen großen Ruf nicht verdienten, wir sagen im Gegentheil, daß die oben erwähnten Eigenschaften schon hinreichend zu ihrem Lobe sprechen und dieselben genügend sind, sie unter die Mühlsteine ersten Ranges zu stellen. Aber es findet sich auch in Deutschland und besonders in unserem engeren Vaterlande Steinmaterial, welches in seiner Benutzung für solche Zwecke dem französischen sich würdig zur Seite stellen kann und dasselbe entbehrlich macht; ja es giebt unter diesen deutschen Steinen selbst Qualitäten, welche in manchen Beziehungen die französischen an praktischem Werth übertreffen.

Freilich dauerte es lange, ehe das Deutsche bei den Deutschen sich Anerkennung erwarb, es kostete Kämpfe gegen Vorurtheile, bis endlich die gemachten Erfahrungen zu überzeugend sprachen, um ferner übersehen zu werden, wenn man eben nicht mit Vorsatz die Augen dagegen verschließen will. Nach diesen Erfahrungen stellte sich heraus, daß, wenn zwar zur ersten Bearbeitung der Körner, dem Entschälen, die französischen Steine in der Regel sich besser eignen, zur ferneren Bearbeitung des Grießes aber die deutschen Sandsteine den Vorzug verdienen. Wollte man z. B. Weizen oder Roggen mit französischen Steinen allein in Mehl verwandeln, würde dies zwar an sich schon weiß herzustellen sein, dabei aber an Menge nicht unbedeutend verloren gehen, während, wenn man bei Anwendung französischer Steine zum Entschälen der Körner die fernere Bearbeitung mit deutschen Sandsteinen verrichtet, das beste Resultat, eine ungleich größere Ergiebigkeit erzielen wird, ohne die Weiße des Mehles zu beeinträchtigen. So werthvoll daher der französische Stein zu gewissen Zwecken erscheint, so unentbehrlich bleibt doch der deutsche Sandstein zum Ausmahlen.

Vor allen tauglich zu Mühlsteinen sind die sogenannten Quadersandsteine, die sich in wechselnder Güte in vielen Gegenden Deutschlands mehr oder minder häufig finden. Ueber die Entstehung dieses Gesteines sagt Geinitz: „Die Sandsteine, welche den Namen Quadersandstein führen, sind das Produkt früherer Meere, welche einen großen Theil von Deutschland längere Zeit überfluthet hatten. Darin lebten Austern, Seeigel, Seesterne, Seeschwämme, sowie mehrfache andere Thiere, welche nur einen Vergleich mit Geschöpfen des Meeres aushalten, nicht aber mit denen der süßen Gewässer. Jene Thiere, deren Ueberreste noch häufig im Sandsteine, z. B. des Elbthales, gefunden werden, waren es aber, welche in sandigem Schlamm begraben, theilweise zerstört wurden und durch ihren Schleim und den Kalk ihrer Schale das hauptsächlichste Bindemittel zur Verkittung der Sandsteinkörner abgegeben haben. Ein gewaltiger Druck von Gesteinsmassen und Meerwasser, welcher auf den abgelagerten Schichten lastete, verdichtete dieselben nach und nach zu mehr oder minder festem Sandsteine, welcher später durch unterirdische hebende Kräfte über das Niveau des damaligen Meeres emporgehoben wurde. Solch eine Veränderung der Niveauverhältnisse hat zuweilen auf den Quadersandstein selbst eine höchst günstige Wirkung geäußert und ihn zu einem für sehr viele Zwecke geeigneten Mühlstein gestempelt.“

Von allen den bis jetzt gefundenen deutschen Sandsteinen, welche sich als Material zu Mühlsteinen eignen, steht dem zu Jonsdorf bei Zittau gebrochenen keiner gleich, am wenigsten aber voran. Er ist, wie die „Mittheilungen über Jonsdorfer Mühlsteine“ sagen:

1) von ganz besonders scharfer Kornbildung, die in Hinsicht der Schärfe von keinem andern erreicht wird, und in dieser Beziehung ein längeres Benutzen der daraus gefertigten Mühlsteine möglich macht; die Kieskörnchen erscheinen, wie bei keiner anderen Sorte Sandstein, hier ohne sichtbares Bindemittel wie durch Schmelz unter sich so fest verbunden, daß man, ohne diese Verbindung zu lösen, sie vollständig durchhauen kann;
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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/222&oldid=- (Version vom 11.5.2019)