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als einen Narren betrachtete, der einem Hirngespinnst zu Liebe sich ruinirte, es gab wohl nur Wenige, die seinen wahren Werth erkannten. William Bickford theilte so das Loos manches anderen Erfinders vor ihm und nach ihm.

Mr. Bickford ließ sich indeß durch keinen Einwand abschrecken und es gelang ihm endlich, Zünder für Sprengarbeiten herzustellen, die zwar noch sehr unvollkommen waren, aber doch schon mehr Sicherheit gewährten, als das gewöhnliche Verfahren mit der Zündnadel. Er wollte nun die Anfertigung der Zünder in größerem Umfange betreiben, wurde aber von seinen Verwandten und Freunden nur verhöhnt und mit Vorwürfen überhäuft, daß er sein Vermögen verschwendete, dafür nichts besseres erfunden, und wie er so schwach sein und glauben könne, er werde mit seiner Erfindung jemals ein Geschäft machen und auch nur den kleinsten Theil seines dafür geopferten Geldes herausziehen können. – Unbeirrt von Allem fuhr Mr. Bickford in seinen Arbeiten fort, es sich jetzt zur Aufgabe machend, seine Erfindung zu vervollkommnen und im Jahre 1825 konnte er sich fröhlichen Herzens sagen, er habe sein Ziel erreicht. Die von ihm jetzt hergestellten Zünder, welchen er den Namen „Sicherheitszünder“ beilegte, entsprachen allen billigen Anforderungen.

Die ersten Zünder wurden zuerst in den königlichen Minen angewendet und nachdem man ihre Trefflichkeit erprobt, von dort aus für die segensreichste und nützlichste Erfindung des neunzehnten Jahrhunderts anerkannt, womit gewiß Jeder übereinstimmen wird, der bedenkt, daß durch diese Erfindung Tausenden das Leben erhalten ist und Tausende vor schrecklichen Verstümmelungen bewahrt wurden.

In Camborne entstand nun die erste Fabrik für Sicherheitszünder, welche anfangs nur kleine Quantitäten anfertigte, allein bei dem Bekanntwerden der Erfindung in weiteren Kreisen wuchs dieses Etablissement rasch zu bedeutendem Umfange, und Mr. Bickford hatte die Freude, daß seine Sicherheitszünder in ganz England angewendet wurden und ihre Vortrefflichkeit auch auf dem Festlande und in fernen Welttheilen Anerkennung fand.

Mr. Bickford fiel ein glücklicheres Loos als manchem anderen Erfinder, denn seine Erfindung wurde für ihn selbst, wie für seine Nachkommen eine Quelle des Reichthums. Allgemein geachtet starb er im Jahre 1833 in Camborne, und ihm folgte der unbestrittene Ruhm, ein Wohlthäter der Menschheit gewesen zu sein.

Die Sicherheitszünder haben die ausgedehnteste Verbreitung gefunden; in England wird jetzt Alles mit ihnen gesprengt, ebenso sind sie in Nord-Amerika, Frankreich, Belgien, Schweden u.s.w. in fast allgemeiner Anwendung. Sehr ist zu bedauern, daß man dieses nicht auch von Deutschland sagen kann, doch steht zu hoffen, daß auch hier diese wahrhaft nützliche Erfindung sich endlich allgemeinen Eingang verschaffen wird.

Die Firma Bickford u. Co. besitzt gegenwärtig Fabriken von Sicherheitszündern in:

Camborne in Cornwall in England,
Hartford in Connecticut in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika,
Charleroi in Belgien,
Rouen in Frankreich,
Stockholm in Schweden und
Meißen in Sachsen.

Letztere Fabrik wurde im Jahre 1844 gegründet; sie befindet sich in dem Triebischthal bei Meißen, in der Nähe der neuen königlichen Porzellanfabrik und der Gasanstalt.

Das Etablissement besteht aus zwei großen Gebäuden, in welchen die Fabrikation der Sicherheitszünder und wasserdichten Patronen für Wassersprengungen betrieben wird. Die Arbeitsräume dieses Etablissements werden durch zwei große Wasserheizungsapparate geheizt, da für ein solches Etablissement, wo viel Pulver in Anwendung kommt, diese Heizungsmethode die sicherste ist, da bekanntlich Pulver nie

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/234&oldid=- (Version vom 11.5.2019)