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Die Werke des Niederwürschnitzer Steinkohlenbau-Vereins.


Zwei Leipziger Kaufleute besaßen in Niederwürschnitzer Flur bei Stollberg ein mittelst zweier Haspelschächte bereits im Betrieb befindliches Kohlenwerk und begründeten unter Abtretung dieser Schächte und eines Areals von circa 86 Scheffel Kohlenfeld im Juni 1856 einen Actien-Verein, um diesen Complex mit vereinten und erweiterten Kräften zu einem schnelleren und gewinnreicheren Abbau zu bringen. – Binnen nur drei Tagen war die von den Begründern zur Incourssetzung bestimmte Actienzahl gezeichnet und in einer schon am 23. Juni 1856 stattfindenden Generalversammlung erklärte sich der Verein als constituirt; demzufolge bereits vom 1. Juli 1856 an das Werk für Vereinsrechnung betrieben worden ist.

Die sämmtlichen Actieneinzahlungen sind seiner Zeit so prompt und vollständig erfolgt, daß weder wegen verspäteter Zahlung eine Strafe, noch weniger aber wegen gänzlicher Unterlassung der ersteren eine Präclusion einzutreten hatte.

Binnen der wenigen fünf Jahre, welche seit Constituirung des Vereins verflossen, sind auf genanntem Areale, statt der oben erwähnten, schon seit einigen Jahren außer Betrieb gesetzten und zugestürzten alten Haspelschächte, an ganz anderer und verschiedener Stelle zwei ganz neue Maschinenschächte – C- und D-Schächte benannt – niedergebracht, die erforderlichen Gebäude aufgebaut, die nöthigen Dampfmaschinen u.s.w. beschafft und in Gang gebracht, und die Grubenbauten in dem weit aufgeschlossenen, sehr reichen und äußerst günstig gelagerten Kohlenflötzen von resp. 1°, 6°, 1° u. 2° Mächtigkeit im D-Schacht (excl. einiger schwächeren nicht abbaufähigen) und von 1° u. 3° Stärke im C-Schachte so bedeutend fortgebracht und ausgebaut worden, daß daselbst nun bereits der flotteste Betrieb stattfindet.

Die Werke liegen eine Stunde von Stollberg entfernt, und sind durch einen eigenen von dem Bahnhofe Lugau abgehenden Schienenweg mit der Chemnitz-Würschnitzer Kohlenbahn verbunden, so daß die Kohlen unmittelbar auf den Werken selbst zum Weitertransport nach allen Richtungen verladen werden können.

Der Absatz der Kohlen erstreckt sich über das Königreich Sachsen und in das Königreich Preußen, sowie in die Umgegend der Werke mittelst Bahn und Axenfuhrwerks.

An Gebäuden besitzt der Verein

auf dem D-Schacht:
ein Schacht-, Maschinen- und Kesselhaus;
ein Zimmerhaus;
eine Schmiede und
eine Kohlenwäsche;
auf dem C-Schacht
ein Schacht-, Maschinen- und Kesselhaus.

Ferner gehört noch dazu ein Beamtenhaus mit Gärtchen.

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/301&oldid=- (Version vom 11.5.2019)