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etablirten Meister eine höchst gewichtige Concurrenz in Aussicht, welche wohl viele Andere zurückgeschreckt haben würde, an einem schon so reich versorgten Platz ein nun ziemlich überflüssig scheinendes neues Geschäft zu gründen.

Herr Schauer hegte wirklich auch selbst keine große Hoffnung, in der Böttcherei bedeutende Erfolge zu erzielen, und da er durch Heirath in Besitz einer kleinen Landwirthschaft gekommen, so wandte er sich hauptsächlich dieser zu; am Tage arbeitete er auf seinen Feldern und erst nach Schluß dieses Tagewerks begann er die Beschäftigung mit seiner Profession, so von frühem Morgen bis in die späte Nachtstunde unermüdlich thätig bleibend.

Aber die Arbeiten des thätigen Meister verriethen auch wirklich den Meister, sie waren vortrefflich und erwarben ihrem Verfertiger die Achtung der Kunden und einen immermehr sich ausbreitenden wohlverdienten Ruf, die Aufträge mehrten sich und bereits 1853 erhielt Herr Schauer von bedeutenden Oekonomen Aufträge auf größere Bottige und Kühlschiffe, deren ausgezeichnete, jeden Ansprüchen vollkommen genügende Ausführung den Ruf des Meisters immer mehr verbreitete und sein Geschäft schneller und schneller empor hob. Ein Jahr später – 1854 – arbeitete er bereits mit fünf und zwanzig Gesellen, und jetzt außer Stande, der Oekonomie noch die nöthige Aufmerksamkeit widmen zu können, gab er dieselbe auf. –

Von Jahr zu Jahr hob sich nun das Etablissement, welches aus der ersten einfachen Werkstatt jetzt zur großartigen Fabrik emporgeblüht war. 1856 und 1857 stieg die Zahl der Arbeiter Herrn Schauers bereits auf 50 bis 60; 1858 bis 1859 aber selbst auf 150.

Das flaue Geschäftsjahr 1860 brachte auch der Faßfabrik stillere Tage und viele Arbeiter mußten entlassen werden, doch bereits 1861 arbeitete sie wieder mit 80 Leuten.

Zum Beweis, welches weit verbreiteten Rufs sich dieses Etablissement erfreut, führen wir die in den Jahren 1857 bis 1859 hier ausgeführten namhaftesten Bestellungen an, es sind:

für die Berliner Actienbrauerei im Werthe von 35,000 Thaler,
für die Actienbrauerei in Stockholm im Werthe von 28,000 Thaler,
für die Frydenlundsche Actienbrauerei in Christiania im Werthe von 36,000 Thaler.

Ferner innerhalb der Grenzen Sachsens:

die Felsenkellerbrauerei im plauenschen Grunde bei Dresden, die Actienbrauerei zu Schloßchemnitz bei Chemnitz, die Vereinsbrauerei in Leipzig, die Actienbrauerei in Plauen, die Societätsbrauerei zum Waldschlößchen bei Dresden;

im übrigen Deutschland:

die Actienbrauerei in Koburg,
die Societätsbrauerei in Gorkau bei Breslau, die Brey’sche Actienbrauerei in Mainz, die städtische Brauerei in Hannover, die englische Brauerei in Celle, die Brauerei von F. Ettler in Weißenfels.

Von den Bestellungen für außerdeutsche Länder, sind außer denen nach Schweden und Norwegen noch besonders hervorzuheben, die

für die Petersburger Brauerei von Louis Fritze u. Comp., und die Brauerei von Faltin in Riga.

Im Ganzen wurden in dem Etablissement gefertigt:

im Jahre 1857 Gefäße von zusammen 210,000 Eimern,
im Jahre 1858 Gefäße von zusammen 160,000 Eimern,
im Jahre 1859 Gefäße von zusammen 120,000 Eimern.

Im Jahre 1861 entstand hier ein für Berlin bestellter immenser Bottig, der, 4300 Eimer fassend, wohl der größte sein dürfte, der in Deutschland je fabricirt wurde. – Die Vollendung dieser Arbeit gab Gelegenheit zu einem höchst gemüthlichen Fest für die Arbeiter der Schauerschen Fabrik.

Die Gebäude der Fabrik liegen in der Nähe der Freiberger Mulde und es gehören dazu noch

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/320&oldid=- (Version vom 11.5.2019)