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kennen gelernt und ihn für das Unternehmen gewonnen, so daß er das nöthige Geld dazu hergab. So kam denn 1768 die erste Arkwrightsche Spinnmaschine zu Stande und im nächsten Jahre – 1769 – erhielt der Erbauer ein Patent darauf.

Diese Spinnmaschine nannte Arkwright Waterspinnmaschine, da er sie zum Betriebe mit Wasserkraft eingerichtet hatte, deshalb hieß durch das darauf gesponnene Garn Watergarn (watertwist). In der Hauptsache benutzte Arkwright die Wyattschen Walzen und brachte sie in Verbindung mit dem deutschen Spinnrade, aber der Flügelspindel und erzielte dadurch das ununterbrochene und gleichmäßige Ausziehen, Drehen und Aufwickeln der Fäden.

Da Arkwright nur die Idee Wyatts weiter verfolgte, so kann man ihn nicht eigentlich den Erfinder, wohl aber den Vervollkommner dieser Baumwollenspinnmaschinen nennen, auch gebührt ihm unbestritten das Verdienst, der eigentliche Begründer eines Industriezweiges zu sein, welcher den riesenhaften Aufschwung der Baumwollenindustrie hervorrief und vielen Millionen Händen Beschäftigung giebt.

Das System von Arkwright, welches im Laufe der Zeit noch manche Verbesserungen erfahren, ist das in seinen Hauptsachen heute noch allgemein befolgte.

Auch Arkwright lud durch seine Maschinen Anfangs den Haß der Arbeiter in solchem Grade auf sich, daß er Liverpool verlassen mußte. Er wandte sich nach Nottingham, wo die Gründer der berühmten Spinnerei in Derby, Strutt und Need sich für die Sache lebhaft interessirten und neue Geldmittel beschafften.

In Verbindung mit einem gewissen Smalley erbaute Arkwright nun seine erste kleine Spinnerei, welche für Pferdebetrieb eingerichtet war. Im Jahre 1771 begründete er dann, dieses Mal in Compagnie mit einem Schotten Namens Dale, die zweite größere Spinnerei zu Cromford in Derbyschire, dieses Mal zum Betrieb mit Wasserkraft eingerichtet.

Bald trennte er sich von seinen Compagnons und trieb nun das Geschäft allein und mit dem glücklichsten Erfolg, zudem er 1775 sein Patent hatte erneuern lassen.

So wurde Arkwright bald einer der reichsten Spinner Englands und er erhielt im Jahre 1786 die Erhebung in den Adelstand. Als er am 3. August 1792 zu Cromford starb, hinterließ er seinem Sohne ein Vermögen von über sechshunderttausend Pfund Sterling.

Arkwright war also glücklicher gestellt, als eine Menge anderer Erfinder, welche verkannt, bei Lebzeiten vergessen, bei trockenem Brote, oft wohl auch dem Hungertode nahe, arbeiten müssen, während Andere sich die Frucht langjähriger Anstrengungen zu Nutze machen und dabei Reichthümer sammeln. Arkwright verstand es, die von ihm ins Leben gerufene Sache auch auszubeuten, und wir wünschen allen Erfindern von wirklich nützlichen Sachen, daß auch sie, wie Sir Richard, durch die Sache selbst reich belohnt werden möchten, damit von ihnen das unglückliche Schicksal des Webers von Standhill fern bleibe.



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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/327&oldid=- (Version vom 11.5.2019)