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Moritz Adolph Graf von Schönfeld das Gut, welcher es im Jahr 1824 an Herrn Rudolph Friedrich Theodor von Watzdorf verkaufte, und in den Händen dieser Familie befindet sich jetzt noch Störmthal mit Liebertwolkwitz. Gegenwärtiger Besitzer ist der Kammerherr Rudolph von Watzdorf.

Liebertwolkwitz ist ein Marktflecken und hat deshalb auch 2 Jahrmärkte, Hauptnahrungszweig ist aber die Landwirthschaft. Die Flur enthält 1556 Acker 223 Qdrth. mit Einschluss der c. 100 Acker betragenden Rittergutsfelder. Bis zum Jahre 1840 waren in Liebertwolkwitz 3 Gemeinden, die grosse, die kleine und die herrschaftliche Gemeinde und hatte ausser den 2 Bürgermeistern jede Gemeinde ihren eignen Richter. Jetzt ist eine Gemeinde, welche aus Guts- und Hausbesitzern besteht. Seit 1840 ist mit Bewahrung der frühern örtlichen Gerechtsame, die Landgemeinde-Ordnung in Liebertwolkwitz eingeführt worden.

Liebertwolkwitz zählt 209 Wohnhäuser mit 1543 Einwohnern.

Seit den ältesten Zeiten wird auf hiesigen Fehlern feiner weisser Sand gegraben und nach Leipzig und Umgegend verkauft. Ausserdem werden hier alle Arten von Professionen betrieben und selbst die Künste sind vertreten.

Geschichtlich merkwürdig ist der Ort in doppelter Hinsicht. Hier unterzeichnete der kaiserliche Minister von Wratislaw am 1. Sept. 1707 die mit Karl XII. zu Altranstädt im Jahre 1706 abgeschlossenen Tractaten, nach welchen der Kaiser, so wehe es ihm auch that, den Protestanten in Schlesien freie Religionsübung gestalten musste, weshalb ihre dortigen Kirchen auch bis auf die neueste Zeit Gnadenkirchen genannt werden.

Merkwürdiger ist aber Liebertwolkwitz durch die leipziger Schlacht geworden. Hier fanden die berühmten Reiterangriffe der Franzosen gegen die Aliirten statt. Schon am 14. Oct. 1813 eröffnete der König von Neapel gegen einen Theil des Schwarzenbergschen Heeres einen solchen Reiterangriff, der völlig einer Schlacht glich. Am schlimmsten wurde aber der Ort am 16. Oct. heimgesucht und zwar in Folge der Schlacht bei Wachau.

Liebertwolkwitz, das zum Stützpunct des linken Flügels der französischen Armee diente, war nun förmlich der Mittelpunct des Schlachtplans. Am furchtbarsten wüthete an diesem Tage auf der Linie von Markkleeberg über Wachau nach Liebertwolkwitz die Kanonade und durch sie wurden die äussern Mauern, viele Dächer und Häuser des Orts durchlöchert und theilweise niedergeworfen. Nicht weniger war Liebertwolkwitz an diesem Tage von der andern Seite bedroht, indem der Marschall Macdonald von Holzhausen aus die Richtung auf den Colmberg nahm. Auf den Höhen links von Liebertwolkwitz liess Napoleon, der sich fortwährend dicht hinter der Schlachtlinie aufhielt und selbst die Befehle ertheilte, noch mehr Geschütz auffahren, welches bald darauf die Colonne des Fürsten Gortschakoff verderbend empfing und sie die Verbindung mit der Klenauschen Colonne aufgeben musste.

Die Franzosen, unter Lauriston drangen mit aller Macht zwischen Liebertwolkwitz und Wachau vor, welche Gegend Prinz Eugen von Würtemberg, nachdem er mit 24 Stück Geschütz die Franzosen aus Wachau vertrieben, wiederum verlassen hatte und ihnen entgegen stellte sich die ganze 5. russische Infanterie Division zwischen Güldengosse und dem Universitätsholze. Der Kampf um Colmberg war furchtbar. Die Oestreicher unter Klenau mussten endlich der Uebermacht weichen.

Nachmittags 2 Uhr erfolgte der in dieser Schlacht denkwürdige grosse Reiterangriff, welcher für die Aliirten Verderben bringend sein konnte, wenn die französische Reiterei nicht ermüdet an Ort und Stelle ankam.

Am 18. October wurde endlich bei […] weitern Vordringen der Aliirten der Ort von seiner Noth und Angst befreit, und am 20. Oct. kehrten die geflüchteten Einwohner wieder nach Liebertwolkwitz zurück, wo es an Wohnung, Nahrung und Kleidung fehlte.

Die noch stehenden Häuser boten ein ebenso trauriges Bild der Zerstörung dar, wie die in Trümmer und Asche liegenden.

Ein Hauptbau wurde auch bei der hiesigen Kirche nothwendig, die dann im Jahre 1815 auch mit einer neuen Orgel geziert wurde. Die Kirche zu Liebertwolkwitz ist die Mutterkirche von der zu Grosspösna und beide Kirchen stehen unter der Inspection Leipzig, wogegen die Collatur der Besitzer von Störmthal übt.

Leulitz 2 Stunden südwestlich von Wurzen, mit Polenz, Zeitiz und Altenbach rainend, am Wurzen-Bornaer Wege gelegen.

Das hiesige Rittergut ist erst nach der Reformation entstanden. Der Ort selbst aber kommt schon unter dem Namen Lulizi oder Lulici als zum Stiftsbezirke Wurzen gehörig schon in einer Urkunde von J. 1284 vor und scheint anfangs nur ein geistliches Vorwerk oder Klostergut gewesen zu sein, das vielleicht damals nach Püchau gehörte und bei den Bischöfen von Meissen zu Lehn ging.

Man erzählt auch, dass in den Zeiten des Pabstthums unweit der Schäferei ein dem heil. Laurentius geweihtes Kloster gestanden; in Altenbach aber nur eine ganz kleine Kapelle sich befunden habe, wo von dem Geistlichen zu Püchau und Nepperwitz bisweilen Gottesdienst gehalten worden sei.

Ganz allmählich durch Ankauf von Grundstücken, welche ehedem zu andern Lehngütern gehörten, ist das Rittergut Leulitz nach der Reformation entstanden und gehörte anfangs zu der grossen Pflugk Herrschaft, wozu Pomsen, Seifertshain und Naunhof gehörte.

Nach den von Pflugk kam das Gut in die Hände derer von Planitz, deren Namen noch eine benachbarte Waldung, die Plönitz, trägt. Im Jahre 1574 ist aber Hans von Schönfeld auf Belgershain Besitzer von Leulitz.

Von dem Sohne des frühern Schönfeld auf Löbnitz, Leulitz und Beerendorf dem Johann Christoph von Schönfeld erkaufte das Rittergut Leulitz der Accisrath Johann Theodor Koch, Erb- Lehn- und Gerichtsherr auf Niederglauchau bei Eilenburg.

Ihm folgte sein Sohn, der Regierungsrath Heinrich Theodor Koch, der in einem Alter von 74 Jahren starb, worauf Herr Karl Heinrich Theodor Koch, der älteste einzige Sohn Erb- Lehn- und Gerichtsherr wurde, und seinen Sohn, den jetzigen Besitzer, Herrn Maximilian Ebert Koch, zum Nachfolger hatte.

Unter den letzten Besitzern hat die Agricultur wie die Forstwirthschaft, Viehzucht und Schäferei des Rittergutes den erfreulichsten Aufschwung genömmen, so dass die Erzeugnisse dieser Oeconomie weit und breit in einem besondern guten Rufe stehen.

Dem Kunstsinn der letzten Besitzer verdankt Leulitz eine nicht geringe Verschönerung durch den auf seiner Südostseite gelegenen herrschaftlichen Park, der mit den daran anstossenden Teichen und Wiesen mehre angenehme Partien, enthält.

Die herrschaftliche Wohnung in Leulitz ist prächtig zu nennen und gewährt einen freundlichen Anblick, obschon ihr Ansehn nicht mehr an das Mittelalter erinnert.

Das Rittergut steuerte 2/5 Ritterpferdgelder und ist seit dem Jahre 1803 landtagsfähig.

Das Filialkirchdorf Altenbach ist erst später zu Leulitz gekommen und war früher eine besondere Besitzung.

Ausserdem hat Leulitz unter 33 Wohnhäusern 10 bäuerliche Güter nebst 30 Scheuern und Stallgebäuden und sind die 240 Bewohner dem Gerichtsamte Wurzen unterworfen.

Leipnitz liegt 2 Stunden nordnordöstlich von Colditz 1¾ Stunden ostsüdöstlich von Grimma, 1⅝ Stunden nordwestlich von Leisnig am Anfang eines südwestwärtsfliessenden Nebenbächlein der Thümlitz, am nordöstlichen Ende des Thümlitzwaldes.

Dem hiesigen schriftsässigen Rittergute stand die Gerichtsbarkeit über einen Theil des Dorfes, so wie über die sämmtlichen Unterthanen die Erbgerichtsbarkeit, die Obergerichtsbarkeit aber nur pachtweise zu.

Ausserdem gehörten zu demselben 2 Pferdner und 3 Gärtner, zu Neunitz und 1 Pferdner in Naundorf, nicht weniger das Dorf Keiselwitz.

Das Gut hatte früher auch die Collatur über die dasige Kirche und Schule, welche jetzt das Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts zu Dresden übt.

Es wurde mit 2 Ritterpferden verdient und ist heut zu Tage ein sehr schönes, grosses und viel Nutzen bringendes Gut.

Leubnilz ist dasjenige Lubinitz, dessen Kirchenlehn Herrmann d. J. von Schönburg zu Witzdrop auch nebst Zschannewitz u. s. w. dem Kloster Geringswalde schenkte, bei welchem Kloster es auch bis zu dessen Aufhebung blieb.

Nach der Reformation wurden die von Haugwitz mit Leipnitz beliehen und im 17. Jahrhundert gehörte es denen von Erdmannsdorf von 1741 bis 1770 dem Achaz von der Schulenburg und im 19. Jahrhundert der Familie Jahn.

Seit 1857 ist aber Erb- Lehn- und Gerichtsherr des Gutes Herr Gottlob Reinhardt Arnold.

Eingepfarrt in hiesige Kirche sind: Nössern, das Försterhaus, Keisselwitz, Kutolans, Tapsdorf, Frauendorf und Zeunitz. Unter den 314 Einwohnern, die in 49 Häusern leben, sind 4 Pferdner, 7 Gärtner und einige 30 Häusler, die dem Gerichtsamte Leisnig unterworfen sind.

Leissenau ½ Stunde von der Mulde, am Richtweg nach Leipzig 1⅜ Stunden nordwestlich von Colditz an und über dem Schönbache, dicht vor dem Colditzer Walde gelegen.

Der Name des Ortes bedeutet soviel als Kahlheim.

Das Rittergut gehört nicht zu den grossen, hat aber schöne gute Fluren und zieht viel Revenüen von der Brauerei und Brennerei.

Die Obergerichte standen diesem Gute nur inneihalb der Zäune, ausserhalb derselben aber dem Amte Colditz zu.

Die Rittergutsgebäude sind nicht in einem grossen Umfange aufgebaut, aber recht nett und bequem, die Wirthschaftsräume sehr vortheilhaft angelegt.

Zum Gute selbst gehört ausser dem Orte weiter kein Besitzthum.

Das Rittergut gehörte vor 200 Jahren denen von Birkholz, dann kam es in die Hände der Wolfersdorfschen Familie und durch Verheirathung eines Fräulein von Wolfersdorf wurde es Besitzthum des Oberstlieutnant von Liebenau. Dann wurde Erb- Lehn-, und Gerichtsherr Herr Hauptmann von Pistorius und 1770 erheiralhete es Rudolph Friedrich von Bölzig. Im 19. Jahrhundert wurde es Leonhardisch.

Das Dorf hat an 53 Häuser mit 295 Einwohnern, unter den letztern 1 Pferdner, 10 Gärtner, 30 Häusler, 1 Mühlenbesitzer, die alle sammt dem Gerichtsamte Colditz unterworfen und nach Schönbach gepfarrt sind.

Lichtenberg gehört zu der von Ziegenhierdschen Familie oder zu dem Ziegenhierdschen Ländchen, wovon wir schon bei Liebschwitz und Coitzsch gesprochen haben.

Es befindet sich im Orte eben ein Rittergut, welches seine besondern Gerichte hatte.

Es gehörte dazu ausser der herrschaftlichen Schäferei und 3 Drescherhäusern 1 Mühle 11 bauergüter und 1 Gemeindehaus mit 140 Seelen und einem Arealgehalt von circa 800 Scheffeln nach Fürstl. Reuss. Maas.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/378&oldid=- (Version vom 9.4.2019)