Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V.djvu/343

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welche, nachdem die Herrschaft im October 1855 ihre volle Gerichtsbarkeit abgetreten, dem Amte Plauen unterliegen. Die mit Reinsdorf, Brand, Stöckigt, beiden Marxgrün, Unterlosa und Messbach rainende Flur hat die mittlere Seehöhe von 1448 Fuss, guten Boden, angenehme und durch die nur 3/4stündige Entfernung Plauens erspriessliche Lage. Die Kirche fand Wiemann 1416 Fuss hoch. In dieser predigt als Landdiakon nun Herr Schöpf. Die Collatur der Schulstelle ist herrschaftlich.

Bei seiner bedeutenden Oekonomie hat das Gut 68201/3 Einheiten zu versteuern: 412 in Oelsnitz und 64081/3 in Plauen. Als die Erben des im Januar 1855 verstorbenen Ferdinand Hartenstein es ausboten, wurde es auf 94555 Thlr. geschätzt, und hatte 3292/3 Acker Feld, 923/4 Acker gute Wiesen, 31/3 Acker Garten, 85/8 Acker Teiche, 341/5 Acker Hutung und 168 Acker Holz, auch wohlgehaltene Gebäude. Die Taxation von 1819 hatte dagegen nur 78550 Thlr. ausgewiesen. Somit mag wohl jener Fabrikherr Hartenstein (welcher auch 1837 in der 2ten Ständekammer gesessen) das Gut sehr gebessert haben. Noch im Herbst 1847 war damit Christian August Hartenstein beliehen. – Mit Sicherheit haben vor denen v. Tettau die Säcke Oberlosa besessen; doch lässt die Zeit sich nicht bestimmen. 1719, wo ein grosser Brand das Rittergut mit ruinirte, soll auch das im Album erwähnte Freigut noch ein (2tes) Rittergut gewesen sein. Bis 1819 hatte das Gut ein Fräulein Ida Rosalie Sophia v. Müffling, genannt Weiss. –

Der im Album vorkommende Kemlerberg wird auf Karten auch der Wachhübel genannt, und an seiner Nordostseite steht die zu Reusa gehörige Kemlerschäferei; Lohrmann fand ihn 1580 Fuss hoch, also 336 Ellen über die Elster zu Plauen erhaben. Im hiesigen Grünstein hat man zuweilen Katzenaugen gefunden und als Juwelen verarbeitet.

Nach früherer Verfassung war das Gut zwar nur neuschriftsässig, aber dennoch landtagsfähig. Von Stöckigt gehören dazu die Ferbismühle und der kleine Brand oder die Brandhäuser. Es soll auch in Görnitzer Flur lehnbetheiligt sein. Im Jahre 1801 gab es 283 Consumenten an.

Oberweischlitz (S. 133 d. A.) wird zum Theil bei den Ergänzungen zu Unterweischlitz mit berücksichtigt. Es liegt 13/4 Stunden von Plauen und Oelsnitz resp. südwestlich und nordwestlich, auf beiden Elsterufern. in schöner, mässig fruchtbarer, coupirter Gegend, rainend mit Geilsdorf, Taltitz, Türbel, Pirk und Unterweischlitz. Die Flur begreift auch das in Südost nahe und am rechten Ufer gelegene Oertchen Rosenberg (s. diesen Artikel) und hat nur 1261 Fuss mittler Seehöhe. Unter den Anhöhen zeichnet sich im Südwest der Geilsdorfer Galgenberg, im Südost der Birkenpöhl oder Birkpöhl aus. Die ganze Gemeinde befasste 1858 in 43 Häusern 265 Seelen, deren 77 in den 10 Häusern zu Rosenberg lebten. Es scheint aber das Rittergut auch Antheil an Unterweischlitz zu haben, da 1834 sein Sprengel 53 Häuser (worunter 7 Bauergüter) begriffen hat; von diesen waren jedoch auch 3 in Grosszöbern und 1 in Berglas. Der Consumenten gab 1801 der Sprengel 193 an. Lehnleute hat das Gut in Geilsdorf, während an hiesiger Flur Pirk, Schwand und Kürbitz lehnbetheiligt sind.

Die im Album angegebenen 853 Acker und 9830 Steuer-Einheiten betreffen die ganze Ortsflur; denn die combinirten Rittergüter Oberweischlitz und Rosenberg versteuern nur 6684 Einheiten, wobei sie gleichwohl schon eine werthvolle Besitzung darstellen. Auch rühmt man deren gute Wirthschaft, die Schäferei und besonders die Rindviehzucht. 1854 nahm die Güter Herr Ludolf Herrmann Kasten in Lehn; vorher war 1832 Frau Finanzcommissar Kasten Besitzerin gewesen, 1632 hat hiesiger Wolf Dietrich v. Posseck von seinem Oheim Trützschler v. Eichelberg auch Christ- und Schneckengrün geerbt; ihm folgte Wolf Albrecht v. Posseck.

Auf S. 134 ist bei der „Elsterüberbrückung" selbstverständlich nicht jene für die Eisenbahn gemeint, sondern die hiesige ansehnliche Chausseebrücke. Das „Klein-Eckhaus“ des Album ist ein Druckfehler und soll Laneckhaus heissen.

Ottengrün (S. 159 d. A.) liegt in der genauen Mitte zwischen Oelsnitz und Hof, doch nicht an der Strasse, südlich vom Kegelberge, nördlich von den Affen- und Pferdebergen, in etwas rauher und wenig fruchtbarer Gegend, wie denn auch die Flur im Mittel 1630 Fuss Seehöhe zeigt. Die Seelenzahl in den 35 Häusern ist in den letzten Jahren auf 170 zurückgegangen. Zum Gute gehören hier 23, in Burckhardsgrün (welches 21 Häuser enthält) 8 Häuser, und es gab 1801 der Consumenten 105 an. Nach früheren Verhältnissen war es, als amtsässig, weder landtagsfähig, noch mit Obergerichten versehen; seine Erbgerichte aber endigten am 23. April 1856. Von des Dorfes Reste unterlagen mit voller Gerichtsbarkeit 4 Häuser dem Amte, 1 dem Pirker, 5 dem Poseker Rittergute; lehnbetheiligt waren auch die Güter Heiners- und Sachsgrün.

In der Reformationszeit gehörte Ottengrün wie ein Nebengut dem Kunz Rabensteiner (Konrad v. Rabenstein) auf Ebmath; 1555 aber starb als Besitzer der Ritter Haubold Anshelm v. Tettau auf Dröda und Mechelgrün. Türbel hatte aber schon damals Antheil nicht nur am Dorfe Ottengrün selbst, sondern auch an den zugehörigen Holzmarken Limmer (deren Namen ein sehr bekannter sächsischer, wegen seiner sonderbaren Grillen und seiner ihn selbst häufig verblendenden Wahrheitsliebe unbegünstigt gebliebener Geschichtschreiber bis in unser Jahrhundert bekannt erhalten). Horchenlohe und Bendling. 1753 hat wieder ein Pöllnitz Ottengrün gehabt, so wie 1814 der Major Spiess auf Bobenneukirchen. – – Der S. 159 erwähnte Pastor Andreas Merz, ein Exsul aus Graslitz auf dem böhmischen Erzgebirge, schrieb sich vielmehr Martius.

Pfaffengrün, (S. 151 d. A.) nun im Amte Treuen, liegt 11/3 Stunde südsüdwestlich von Reichenbach, 1 Stunde von Treuen nordwestlich und von Mylau südsüdöstlich. Den im Südwesten nahen Punkt, wo die neue Chaussee von Treuen zum Herlasgrüner Bahnhofe die Landstrasse kreuzt, fand Lohrmann 1450 – und die von letzterer gestreifte Waldkoppe 1554 Fuss hoch. Ueber die mittle Seehöhe der Flur, 1450 Fuss, erhebt das ansehnliche Gutsgehöft sich nur wenig; es bezeichnet nebst der bewohnten Windmühle das westliche Ende des Ortes, welcher 1834 bis 1858 von 53 auf 60 Häuser, von 302 auf 450 Bewohner, also infolge der Zunahme der nahen Fabrikstädte rasch angewachsen ist. Sie brechen auch zum Theil den hiesigen Thonschiefer, der theilweis selbst zur Dachung taugt. – Die südwestwärts im Walde gelegene Coschütz-Wiese kann wegen allzugrosser Abgelegenheit schwerlich auf das Rittergut Coschütz bezogen werden, sondern deutet wohl eher auf ein eingegangenes zweites Oertchen Coschütz hin. Noch ferner dem Dorfe, ragt in diesem Walde der Gräfenstein, ein Klippenpaar, dessen Namen man entweder auf die Dohnaischen Burggrafen oder auf die gräfliche Linie Lobdeburg-Elsterberg beziehen möge.

Was den Ortsnamen betrifft, so kann (vergl. S. 151) von Mönchen in Gansgrün keine Rede sein: vielmehr bezieht er sich wohl auf das Besitzverhältniss des Elsterberger Oberpfarrers, dessen Dorf-Antheil (1834) 28 Häuser begreift, während nur 21 dem Rittergute unterliegen; bei ersterem Antheile sind 11 Halb- und 2 Viertelhüfner. Vielleicht hiess der Ort anfänglich nur Grün, d. h. ein Anbau im Walde, bis man, gemäss jenem Dotalverhältnisse, zum Unterschiede noch „Pfaffen“ vorsetzte. Die Gerichtsbarkeit über den Pfarrtheil kam 1852, über den Antheil des Gutes (das auch über den Pfarrtheil die Obergerichte hatte), 1853 an das K. Gericht zu Treuen; dagegen behielt das Rittergut Thürnhof seine (im Ortsverzeichniss übersehene) Gerichtsbarkeit über ein gespaltenes Gut allhier bis zum 25. April 1856.

Der heutige Besitzer, Herr Ludwig Ferdinand Schillbach, empfing die Lehn 1832.

Pirk, (S. 52 d. A.) ehemals gewöhnlicher Birck, wird als Lehn jetzt „Türbel und Pirk“ genannt, und liegt doch nicht „an der Westspitze" des Landes, sondern 11/2 Stunde davon entfernt. Und da die Feile hier mehr nord- als ostwärts läuft, so steigt der Eichelberg in Südosten an. Nach heutiger Bezirkung liegt Pirk im Amte Plauen. – Obwohl nun der Verf. des Artikels an dessen Ende jede Zugabe für überflüssig erklärt, so wagt doch Einsender die folgenden, verbunden sogar mit Streichungen. Denn eine solche betrifft sogleich (S. 52, Sp. 1, gegen das Ende) die Vulcanität der Gegend, deren Gerippe doch nur Schiefer und Grünstein bilden.

Das Sacksländchen, welches sich in Mühltrof concentrirte, hat (S. 53, Sp. 1, Z. 12) keineswegs bis nach Pirk gereicht. – Dieser Ort ist 1834 bis 1858, weil Türbel damit völlig vereinigt worden, von 15 auf 26 Häuser, von 124 auf 186 Seelen gestiegen, deren viele für die nahen Fabrikstädte arbeiten. Der Consumenten gab 1801 das Rittergut 621 an. Dasselbe hat noch das zur Bobenneukirchner Gemeinde gehörige, aus 6 Nummern bestehende Oertchen Einsiedel, Theile von Bobenneukirchen (etwa 1/3) und Grosszöbern (etwa 2/5), Berglas ohne 1 zu Weissblitz gehöriges Haus, Kleinzöbern bis auf 1 dem Amt unterliegende Nummer, 1 Haus in Dröda mit 1/2 Hufe und ausserdem 12 Lehnstücke, Weidigt ohne 2 Posekische Unterthanen, in Rammoldsreuth 2 Nummern, in Dechengrün 1, Zettlarsgrün 2, in Engelhardsgrün 3 Häuser, in Ottengrün 1 Gut, sowie die von Bobenneukirchen aus bewirthschafteten 3 Lehnstücken in der Horchenlohe, in Bendling und in Limmer; endlich Lehnstücke zu Dechen- und Engelhardsgrün. Seine Gerichtsbarkeit – in den Antheilen meist nur die Erbgerichte betreffend - behielt das Gut bis in den Mai 1856, wo einige Ortstheile dem Voigtsberger, alles übrige dem Plauischen Amte zugewiesen wurden.

In Pirk selbst und in Tirbel hatte das combinirte Gut auch die Obergerichte. Diese beiden Orte sind zu Einer Gemeinde und Einer Flur verbunden, deren mittlere Seehöhe 1261 Fuss beträgt. – Wenn das Album den Ortsnamen so bespricht, als sollte er eigentlich Berg lauten, so ist zu beachten, dass die Stadt Eger 2 verschiedene Orte der beiden Namen Berg u. Birk besitzt; sollten diese identisch sein, dann würde man den beiden Orten auch sicherlich unterscheidende Beiwörter geben, z. E. Ober- und Unter-, oder Gross- und Klein-. Vielmehr halten wir Birk oder Pirk für slawisch, obwohl wir es nicht zu deuten vermögen. Da das Buchauische Birk in Böhmen auch Pürk geschrieben wird, so dürfte Pürek die Bedeutung von Pürstein theilen, welches eine in die Runde gebaute Burg bedeutet. Pürek wäre allso ein in die Runde oder nach der ächt-serbischen Weise angelegter Ort. Pirken bei Rothenhaus nennen die Czechen Pirkow, und für unser Pirk erscheint 1613 die Schreibung Bergk.

Die Pirk-Türbeler Flur umschliesst nicht nur einige fremde Parzellen, sondern es ist das Gut Taltitz auch darin lehnbetheiligt. Dagegen hat das hiesige Mannlehnrittergut auch noch Lehnleute in Weischlitz und Ruderitz. 1542 werden Pirk und Tirbel blos „Vorwerke“ von Geilsdorf genannt, welche jedoch eigene Ritterpferde zu ställen hatten. 1643 besass sie der Ansbachische Geheimerath Georg Ehrenfried v. Naundorf auf Geilsdorf, Hofrichter zu Jena. – 1832 starb als Besitzer der Advocat Johann Gottlo Hüttner, und 1859 nahm Heinrich Eduard Hüttner die von Wilhelm II. geerbte Hälfte in Lehn.

Diese Familie sagte 1854 sich los von weitern Bau der Zeche Friedrich Wilhelm, die, abgesehen von Gold und Silber, auf alle Mineralien patentirt war. Früher[WS 1] machte diese 1828 wieder aufgenommene

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Füher
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/343&oldid=- (Version vom 28.4.2018)