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Erklärungen der bildlichen Darstellungen.

Der Bergmannsstand im Allgemeinen theilt sich seinem Berufe nach in zwei verschiedene Fächer, nämlich in den eigentlichen Bergmann, welcher es mit der Aufsuchung, Gewinnung und Zubereitung der Erze zu thun hat, und in den Hüttenmann, dessen Aufgabe es ist, die durch den Bergmann mechanisch gereinigten und zu Mehl gepochten Erze nach den darin enthaltenen Metallen durch Feuer zu scheiden und zu weiterer Verwendung geeignet zu machen. Die Arbeiten des Bergmanns sind von grosser Mannichfaltigkeit, sowohl in ihrer Oertlichkeit, als auch in dem Betrieb selbst, weshalb die Anzahl der bildlichen Darstellungen sehr zahlreich und gegen diejenigen des Hüttenmannes bei dem festgehaltenen Prinzip, nur die wichtigsten Momente darzustellen, überwiegend ausgefallen ist, obgleich es auch hier nicht an Stoff zu vielen interessanten bildlichen Darstellungen fehlen würde.



Zum Titelblatt.

Auf diesem Blatte sehen wir links den Bergmann, rechts den Hüttenmann in seiner Paradekleidung. In der Mitte ist das Wappen der Stadt Freiberg als Metropole des sächsischen Bergbaues eingefügt, und es erstrecken sich daher die bildlichen Darstellungen nur auf den Freiberger Bergbau. Im Hintergrunde sieht man links Grubengebäude, rechts Hüttenwerke. Das Ganze umschliesst ein Kranz von Epheu zum Zeichen des hohen Alters und immer noch frischen Glanzes beim Freiberger Bergbau. Darüber der bergmännische Gruss:

 Glück auf!
Das Glöcklein klingt, der Morgen graut,
Da wird’s im Bergmannshüttchen laut,
Denn ruft die Arbeit, ruft die Schicht,
Da säumt der brave Bergmann nicht!
Er springt vom Lager wohlgemuth,
Denn rüstig stets ist Bergmannsblut.

Schnell ist der Kittel angethan
Und seine Blende steckt er an.
Den Riegel löst er von der Thür
Und steht schon auf der Schwelle schier;
Da wirft noch einmal er den Blick
Auf seiner Hütte stilles Glück u. s. w.

Diese schönen Worte des Bergmannsgrusses von Döring versinnlichen uns auch ohne bildliche Darstellung den Bergmann vor der Schicht, wie er seine Wohnung verlässt, um mit seinen bergmännischen Brüdern nach dem vom Petersthurme der Stadt oder dem Huthause der Grube gegebenen Glockensignale zur Grube zu eilen. Gleich Ameisen sieht man die Bergleute jung und alt oft stundenweit auf ihrem schweren Berufswege dahinziehen, um ihr Tage- und Nachtwerk zu beginnen.



Zu Blatt 1. Das Gebet.

Zum gemeinschaftlichen Gebet versammelt sich das Bergvolk in der Betstube des Huthauses. Der Obersteiger sitzt an der Tafel oben an, neben ihm die Untersteiger, Gänghäuer und die Zimmerlinge. Die Häuer, Knechte und Jungen nehmen die Bänke ein. Das Gebet, besonders für Bergleute zur Erbauung eingerichtet, wird von einem Bergmann laut vorgesprochen und hierauf von Allen ein Lied gesungen. Nach dem Gebet verliest der Obersteiger die Mannschaft und vertheilt unter sie die Arbeit.



Zu Blatt 2. Die Anstellung.

Wir sehen hier die Mannschaft vom Huthause weg nach dem Schachte gehen. Jeder trägt sein nöthiges Gezäh (die Arbeitsinstrumente) oder die Materialien, welche er zur Arbeit braucht. Gewöhnlich fahren immer Mehrere zusammen in denjenigen Schacht, der ihrer Arbeit zunächst liegt, weshalb sie sich vor oder in der Kaue oder dem Goepelgebäude versammeln. Hier werden auch gewöhnlich die Neuigkeiten des Tages ausgetauscht und die letzte Minute bis zur nöthigen Einfahrt verplaudert.



Zu Blatt 3. Die Einfahrt.

In diesem Bilde ist eine Bühne (Ruheplatz im Schachte) dargestellt. Solche Bühnen befinden sich in regelmässigen Entfernungen von einander, viele in jedem Schachte, denn es würde zu gefahrvoll und zu ermüdend für die Bergleute sein, müssten sie ohne Unterbrechung in die oft sehr tiefen Schächte einfahren. Auf einer solchen Bühne wird ein wenig geruht und gewöhnlich tüchtig geschnupft, denn das Tabakrauchen ist in den Gruben und überhaupt bei der Bergarbeit verboten, darum halten sie es während der Schicht mit der Dose, doch auf dem Zechenwege wie im Hause darf dann auch die Pfeife nicht kalt werden.



Zu Blatt 4. Häuer vor Ort.

Wie ein hohes Gebäude sich in verschiedene Etagen eintheilt, in welche man durch die Treppe gelangt, eben so gelangt man mittelst des Schachtes in die verschiedenen Gänge (Strecken) der Grube. Ort nennt der Bergmann das Ende einer solchen Strecke, mag sie lang oder kurz sein, es ist dessen Forttreiben vom Schachte aus, eine der wichtigsten bergmännischen Arbeiten. Man sieht in dem Bilde zwei Häuer vor Ort; der eine arbeitet nach oben, der andere nahe der Sohle desselben. Das durch Schlegel und Eisen oder durch Bohren und Schiessen losgearbeite Gestein oder Erz wird bei einer kleineren Grube durch Karren und Kübel, bei grösseren Gruben hingegen durch englische Förderwagen und Tonnen zum Schachte und von hier ab durch Menschen-, Thier-, Wasser- oder Dampf-Kraft zu Tage gefördert.



Zu Blatt 5. Der Förstenbau.

Zwischen zwei solchen in regelmässiger Entfernung unter einander liegenden Strecken wird nun das Erz abgebaut und zwar beim Förstenbau von einer tiefer gelegenen Strecke nach einer höheren, in treppenartigen Absätzen. Man sieht auf dem vorliegenden Bilde die Häuer beschäftigt, die Gesteins- oder Erzmassen durch Sprengarbeit zu gewinnen. Der Gänghäuer vertheilt eben das Pulver und auf einem tiefer liegenden Absatz sieht man auch den Obersteiger die Gang- oder Erzmasse mit dem Lichte beleuchten und prüfen. Ein Grubenjunge fördert mit der Kratze die gewonnenen Massen in die Rolle (schachtartige Oeffnung) nach der darunter liegenden Strecke, woselbst sie mit Hunden oder Förderwagen auf Eisenbahnen nach dem Füllort des Schachtes transportirt wird.



Zu Blatt 6. Eine Verunglückung.

In diesem Bilde ist der Fall vorgestellt, wo ein vom Seile durch irgend einen Zufall beim Haspelziehen abgesprengter Kübel, mit Gesteinsmasse gefüllt, den Schacht hereingestürzt ist und den darunter stehenden Arbeiter erschlagen hat. Die meisten Unglücksfälle ereignen sich jedoch bei der Sprengarbeit, vorzüglich beim Besetzen (Laden) der Bohrlöcher und beim Ziehen der Nadeln u. s. w. Tödtlich sind sie verhältnissmässig seltener, aber besonders für die Augen gefährlich.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Heuchler: Album für Freunde des Bergbaus. J. G. Engelhardt, Freiberg 1855, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_f%C3%BCr_Freunde_des_Bergbaus.pdf/39&oldid=- (Version vom 1.10.2017)