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Die Eltern betrübten sich über diese traurige Veränderung ihres Sohnes, und sein Lehrer war unzufrieden, daß er nicht weiter mit ihm kommen konnte. Wenn er zuweilen mit ihm aufs Feld gieng, so sah er nirgends um sich herum, bemerkte nichts, fragte nach nichts, sondern schlenderte seinen Weg ganz still fort. Redete sein Lehrer ihn an, so verstand er ihn selten das erstemal. Er mußte immer erst wie aus dem Schlaf geweckt werden, so abwesend war er mit seinen Gedanken. Wurde er endlich mit vieler Mühe auf eine Blume, eine schöne Gegend, eine ländliche Arbeit aufmerksam gemacht: so dauerte dies doch nicht lange. Er sank bald in seine vorige Stille zurück, und es war nicht daran zu denken, mit ihm über eins und das andre ein lehrreiches Gespräch anzufangen.

Oft schlich er sich auch von seinem Lehrer weg und ging ganz für sich allein. Ueberhaupt fieng er nun an, ordentlich menschenscheu zu werden. Kamen etwa Freunde in seines Vaters Haus und Wilhelm sollte erscheinen, so mußte man ihn erst lange suchen. Bald steckte er in diesem, bald in jenem Winkel. Er that so schüchtern und verlegen, wenn er hereintreten sollte, daß er kaum die Augen aufzuschlagen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Nöthige Belehrung und Warnung für Jünglinge und solche Knaben, die schon zu einigem Nachdenken gewöhnt sind. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens, Heft 6. Schulbuchhandlung, Wolfenbüttel 1787, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeine_Revision_des_gesammten_Schul-_und_Erziehungswesens_6.pdf/311&oldid=- (Version vom 31.7.2018)