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das Laster der Selbstbefleckung so sehr geschwächt habe? Meine Gestalt, die Gott gut gebildet hatte, ist verfallen. Eingefallene bleiche Wangen, Schwachheiten des Nervensystems, die schwärzeste Melancholie und öftere hypochondrische Zufälle sind die betrübten Folgen dieses Luderlebens. Hierzu kömmt eine Gleichgültigkeit gegen die Schönheiten der Natur, von denen ich sonst ein so großer Freund war. Ich gehe oft gefühllos durch die seegenreiche Herbstnatur und weine oft, ohne daß ich es kaum weiß. Sehe ich einen gesunden blühenden Menschen, so beneide ich ihn und denke: so könntest du auch seyn, wenn du deinen Körper durch das schändlichste aller Laster nicht so verwüstet hättest! Und so bin ich der schwermüthigste und unglücklichste Mensch. – Und nun, was werde ich zu meiner Entschuldigung anführen, daß ich mit diesen ekelhaften Klagen Sie belästige? Ach, ich suchte einen Menschenfreund, einen Rathgeber, einen behülflichen Mann, der mir sagte, was ich thun müsse, um, wo möglich, noch gerrettet zu werden! Dies ist also der Bewegungsgrund meines Briefes. Würdigen Sie mich Ihres Raths; antworten Sie mir gefälligst auf dies Geschmiere

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Nöthige Belehrung und Warnung für Jünglinge und solche Knaben, die schon zu einigem Nachdenken gewöhnt sind. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens, Heft 6. Schulbuchhandlung, Wolfenbüttel 1787, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeine_Revision_des_gesammten_Schul-_und_Erziehungswesens_6.pdf/369&oldid=- (Version vom 31.7.2018)