Seite:Altona.1713.8.jpg

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herbey / darauf musten die Deputirte sich setzen / und also unter Escorte der vorbemeldten Dragons nach Rellingen fahren; Von wannen führte man sie zu Fuß nach Pinnenberg / begleitet von einem Corporal und etlichen Gemeinen.

Selbigen Tages / nemlich den 9ten des Morgens um 9 Uhr / brachte daselbst der Hr. General-Adjutant, welcher ein gar bescheidener Cavalier, die Deputirte in des Herrn Grafen Quartier, allwo sich auch befand der Obriste Bassevvitz; Diesem recommendirten sich besagte Deputirte, daß er / in Ansehung ihres ohnedem erbärmlichen Zustandes / da sie durch den Brand um das Ihrige gekommen waren / die Güte haben möchte / bey dem Herrn Grafen ihre Befreyung zu befodern. Der General-Adjutant, dessen itzt gedacht / ging bey Eintretung in des Hrn. Grafen Quartier, sofort nach dessen Gemach / kam aber bald wieder heraus / und verfügte/ daß Deputirte in ein Haus gebracht wurden / welches mit einer starcken und scharffen Wache / so aus Infanterie und lauter gebohrnen Schweden bestand / versehen war. Man stellete auch einen Musquetier mit einem blossen Bagnet, in der Stube vor die Thür; Doch daurete solcher Arrest nicht lange / gestalt der Obriste Bassevvitz, nach Verlauff etwa einer halben Stunde / denen Deputirten im Nahmen des Generals en Chef, Herrn Graf Stenbocks, ihre Erledigung verkündigte / mit Befehl / so bald möglich / sich zu entfernen. Der Obriste Bassevvitz führte zum Beschluß die Deputirte in sein Logis, und erquickte sie mit etwas Brantewein und einem Stücklein Rocken-Brods / gab ihnen auch / zur Sicherheit / einen Paß / und dazu seinen Reit-Knecht mit / der sie so weit begleiten solte / als es die Deputirte verlangen würden. Ubrigens baht der Obriste Bassevvitz, Deputirte möchten seine gute Freunde verbleiben. Diese hingegen nahmen ihren Abschied / bedanckten sich vor den guten Willen des Hrn. Obristen / und begaben sich zu Fusse auf den Weg.

Gegen den Abend arrivirten sie matt und müde in dem kläglichen Altona, da das Sengen und Brennen noch kein Ende hatte / sondern ein Haus nach dem andern in der Flammen aufgehen sahen. Hat also diese unter Christen / und zwar von einerley Glaubens-Genossen / noch nie erhört geschehene grausame Verbrennung / 24 Stunden gedauret / und solchergestalt gantz Altona von Haus zu Haus / ohne die Kirche und einige wenige geringe Wohnungen / in die Asche geleget.

Empfohlene Zitierweise:
-: Nachricht über den Brand von Altona 1713. Altona: Hülle, 1713, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Altona.1713.8.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)