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Seite:Andalusische Mutprobe.pdf/3

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Walther Kabel: Andalusische Mutprobe. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 7, S. 220–223

In den Bergen Andalusiens besteht seit alters her ein Geheimbund, dessen Hauptzweck die Veranstaltung derartiger Kämpfe ist. Über die Organisation dieser Geheimgesellschaft weiß man so gut wie nichts. Werden Leute bei einer Salsa von der Polizei abgefaßt, so lassen sie sich eher auf Jahre ins Zuchthaus sperren, als daß sie auch nur ein Sterbenswörtchen von ihren Geheimnissen verraten. Nichtmitgliedern gelingt es selten, dem grauenhaften Schauspiel eines derartigen Kampfes beizuwohnen. Bisher ist nur ein einziger Fall bekannt, daß ein englischer Reisender als Zuschauer zu einer Salsa zugelassen wurde, und dies nur unter allen erdenklichen Vorsichtsmaßregeln. Der betreffende veröffentlichte über dieses Erlebnis im Jahre 1901 in einer englischen Zeitschrift einen Artikel, der ein anschauliches Bild von dieser entsetzlichen Sitte gibt.

„Mein Wort gab ich zum Pfande, daß ich über das, was ich sehen würde, nichts verlautbaren lassen wollte, was die Teilnehmer an jener Salsa den Behörden in die Hände liefern könnte. Als wir den Ort der Zusammenkunft kurz nach Mitternacht endlich erreichten, hatten wir nicht weniger als drei in großen Entfernungen voneinander aufgestellte Wachposten passiert. Gegen unliebsame Überraschungen waren wir also gesichert. In dem engen Talkessel lagerten beim Scheine zahlreicher Harzfackeln gegen zwanzig Männer, große Krüge standen umher, gefüllt mit einer Mischung, von der ich sicher keine drei Becher vertragen hätte. Die anderen gossen alle Augenblick einen neuen hinunter. Man zeigte mir dann die beiden, die heute ihre Kräfte gegeneinander messen wollten; zwei noch junge, aber bärenstarke Burschen waren es. Sie reichten mir die Hand zur Begrüßung mit einer Miene, als ob Könige einen Gruß verschenken. Ich will sie Sancho und Miguel nennen. In Wahrheit hießen sie ganz anders.

Endlich erhob sich ein alter, grauhaariger Mann, dessen Gesicht wie gegerbtes Leder aussah und dabei runzlig war wie die Schale einer Walnuß. Offenbar spielte er in dieser Gesellschaft eine besondere Rolle. Er gab ein Zeichen mit der Hand, und das Spiel begann. Die beiden Kämpfer setzten sich

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Andalusische Mutprobe. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 7, S. 220–223. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1913, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Andalusische_Mutprobe.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)