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Führt mit flinken, braunen Pferden
Mich zum sand’gen Hügel fort!
Tanzend kehren heim die Braunen,
Aber ich kehr’ nimmer wieder.

Unerwartet kam die Stunde,
Unerwartet kam der Tod;
Gestern sang ich noch und jauchzte,
Heute schlaf’ ich unterm Rasen.

Besser ist es jung zu sterben
Oder alt, nicht in der Mitte:
Wer da stirbt in Lebens Mitte,
Läßt zurück zu viel der Lieben!

Wenn sein Stündlein hat geschlagen,
Stirbt der Junge, stirbt der Alte,
Muß verlassen dieses Sonnchen,
Ob es gleich so lieb gewärmt hat.

Schlafe, schlaf’, mein liebes Seelchen,
An des goldnen Kreuzes Ende!
Hast in raucherfüllter Stube
Lang’ genug gedampft, geschwelt.




Liebeslust und Leid.


Um der Mädchen willen wuchsen
Roter Mohn und rote Rosen;
Um der Burschen willen wuchsen
Nicht mal Nesseln hinterm Zaun.

Liebe Strauch- und Waldesmutter,
Hilf mir meine Schäfchen hüten!

Empfohlene Zitierweise:
Victor von Andrejanoff: Lettische Volkslieder und Mythen. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1896, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AndrejanoffLettischeVolkslieder.pdf/20&oldid=- (Version vom 10.1.2019)