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Wählte mir ein feines Liebchen,
Aber denk’ noch nicht an Hochzeit!
Bring’ die Maid drum ins Gerede,
Daß kein andrer sie mir nehm’.
Selber helf’ ich brav sie schmähen,
Rede dies und rede das, –
Und verborgen bleibt den Leuten,
Daß sie mein Feinsliebchen ist.

Neigt euch, beugt euch, schlanke Birken,
Zu der Sonne, mit der Sonne!
Also neigen sich die Freier
Vor der Töchter Mütterlein.

Liebes Mädchen, sonnenlock’ges,
Still mein Sehnen und Verlangen!
Ach, in deinen goldnen Locken
Hat sich Kopf und Herz verfangen!

Schau die volle, hohe Birke
Dort am grünen Straßenrande!
Kannst du ihre Blätter zählen,
Sollst du um mich werben dürfen.

     Blüh, liebes Röslein,
     Wohl hinterm Dornbusch,
     Daß dich nicht breche
     Eisiger Nordwind!
     Blüh, liebe Schwester,
     Hinter den Brüdern,
     Daß dich der harte
     Freier nicht greife!

Auf dem Berge weiße Rosen,
Hinterm Berge roter Mohn.
Kommen Freier zu den Rosen,
Duck’ ich schnell mich in den Mohn

Empfohlene Zitierweise:
Victor von Andrejanoff: Lettische Volkslieder und Mythen. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1896, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AndrejanoffLettischeVolkslieder.pdf/22&oldid=- (Version vom 10.1.2019)