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Lieber noch die Gerstenpflüger
Mit den sandbestäubten Füßen.

Pflügerchen, Brüderchen,
Deine Füße stehn in Blüte;
Blütenstaub von ihnen rieselt,
Von den Händen – Silberstaub.

Wohin eilst du, liebes Hähnchen,
Durch den Tau so früh am Morgen?
„Eil’ ins Dorf, die Mädchen wecken,
Welche keine Mutter haben.“ –

Eichenbaum, Eichenbaum,
Wie so groß und füllig bist du;
Flog drei Tage lang ein Bienchen,
Kam doch nicht um dich herum.

Breite Linde auf dem Hügel,
Breite Eiche ihm zu Füßen, –
Gott, gieb einen guten Sommer!
Beide wollen ja gedeihen.

     Wuchs einst ein Faulbaum
     Am Bachesrande,
     Nicht allzu hoch
     Und nicht allzu niedrig.
     So viel ich konnte,
     Begoß ich’s Bäumchen.
     Je mehr ich’s pflegte,
     So üpp’ger wuchs es;
     Je mehr es aufwuchs,
     So grüner wurd’ es,
     So weißer blüht’ es,
     So schwärzre Beeren
     Trug’s liebe Bäumchen.

Empfohlene Zitierweise:
Victor von Andrejanoff: Lettische Volkslieder und Mythen. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1896, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AndrejanoffLettischeVolkslieder.pdf/27&oldid=- (Version vom 10.1.2019)