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Einleitung




I.
Die Letten.


Ein Teil der sogenannten deutschen Ostseeprovinzen Rußlands könnte nicht zu Unrecht auch Lettland genannt werden, welches offiziell zwar nicht existiert, aber in den Köpfen lettischer Nationalpolitiker sich frühlingsgrün und sommerüppig von der Kurischen Nehrung bis zur Nordspitze Kurlands, von der Düna bis zur Salis, einem Flüßchen ziemlich in der Mitte Livlands, und längs der Düna bis tief ins Gouvernement Witebsk ausbreitet. Das eigentliche Herz dieses nur „idealpolitisch“ vorhandenen Ländchens aber ist die russische Provinz Kurland, so benannt nach den in alter Zeit dort ansässig gewesenen Kuren, einem Volksstamme finnisch-tatarischer Herkunft. Denn lange vor der Kolonisierung der jetzigen Ostsee-Provinzen hatten die Esthen (Ästier bei Tacitus und Plinius) sowohl Esthland als auch Livland inne und drängten in Kurland die weicheren Letten von der Küste ins Innere des Landes zurück. Jedenfalls gebührt den letzteren die Priorität des Besitzes dieser Provinz, ja nach den neuesten Forschungen des bekannten Königsberger Gelehrten, Professor Bezzenberger, wären Letten bereits vor fünftausend Jahren in Ostpreußen seßhaft gewesen. Es ist auch möglich, daß an der Küste Südlivlands ursprünglich Letten saßen. Den Esthen verwandt waren die Liven und Kuren. Diesen finnisch-ugrischen Volksstämmen, die sich auch untereinander grimmig befehdeten, standen die indogermanischen Letten (Lithoslaven)

Empfohlene Zitierweise:
Victor von Andrejanoff: Lettische Volkslieder und Mythen. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1896, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AndrejanoffLettischeVolkslieder.pdf/3&oldid=- (Version vom 14.8.2016)