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          Maija.
                    Nun, so fliehe!


          Marger.
Mich Verfolgen werden sie. –


          Maija.
Will sie in die Irre führen.
Wohin wendest du die Schritte?


          Marger.
Nur fünf Stunden weit von hier
Blaut das Meer; an seinem Ufer
Weiß ich einen freien Hügel,
Dort will ich den Tod erwarten;
Westwärts lenk’ ich meine Schritte.


          Maija.
Ostwärts lenke ich die ihren.


          Marger.
Habe Dank, du Liebe, Gute!
     (Er reicht ihr die Hand zum Abschied, wendet sich dann ruhig nach links und verschwindet im Birkenwald. Maija sieht ihm lange nach, dann bedeckt sie ihr Gesicht mit den Händen und weint bitterlich.)




II.

          Hohes Ufer am Meer. Morgenfrühe.
     Marger steigt den Uferhügel hinan und blickt aufs Meer hinaus.


          Marger.
Hier bin ich –
Hier will ich des Schicksals
Harren, das Pehrkon mir schuf,
Frei im Leben,
Frei im Tode,
Frei vor dem Gotte selbst.

Wie still des Meeres
Graue Flut,

Empfohlene Zitierweise:
Victor von Andrejanoff: Lettische Volkslieder und Mythen. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1896, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AndrejanoffLettischeVolkslieder.pdf/57&oldid=- (Version vom 26.12.2019)