Männer, die vor der ganzen Welt auftreten, werden nach ihrem inneren Charakter von der spätern Nachwelt nie so gut aus ihrer öffentlichen Rolle, als aus ihrem Privatleben gekannt. Alles, was vor der Welt im Ganzen geschehen ist, wird nur nach dem Anstrich des Großen, des Mittelmäßigen und des Unbedeutenden beurtheilt, den man in den Handlungen wahrzunehmen glaubt. Den Mann in seinem öffentlichen Spiele zu verkennen, ist um so leichter, weil der Mann so spielen muß, daß er nicht erkannt werden kann. Dieses war und ist der Fall mit Wilhelm Grumbach. So hart und entscheidend das Urtheil seiner Zeitgenossen über ihn war, so nachgiebig, wenigstens so getheilt und wankend ist das Urtheil der Nachkommenschaft über ihn. Rachsucht, Tücke und Starrsinn mögen noch so stark aus seinen Handlungen hervorblicken, so übersieht man sie doch gerne und leicht, weil von
Bernhard Georg Walch: Anekdote aus dem Privatleben Wilhelms von Grumbach in: Journal von und für Franken, Band 5. Raw, Nürnberg 1792, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anekdote_aus_dem_Privatleben_Wilhelms_von_Grumbach.pdf/1&oldid=- (Version vom 31.7.2018)