Seite:Anfangsgründe der Mathematik II 274.jpg

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wird das Wasser anfangen herauszulaufen, hingegen bald aufhören, wenn es 31 bis 32 Rheinländische Schuhe hoch stehet.

Der 1. Zusatz.

29. Weil das Wasser, welches in der Röhre hangen bleibet, auf das Wasser in dem Gefässe drucket (§. 9. Hydrost.), und das umstehende Wasser ihm nicht weichet, so ist nöthig, daß es um und um gleichviel gedrucket werde. Nun drucket aber auf das Wasser die Luft (§. 18.). Derowegen muß dieselbe auf eine Circul-Fläche so stark drucken, als ein Cylinder Wasser, der diesen Circul zu seiner Grundfläche hat, und 32 Rheinländische Schuhe hoch ist.

Der 2. Zusatz.

30. Weil die Luft das Wasser in einer Röhre, so oben leer ist, 32 Schuh hoch erhalten kan, das Quecksilber aber 14mal so schwer, als das Wasser ist; so kan sie dasselbe nur den vierzehnten Theil von 32 Schuhen hoch erhalten (§. 18. Hydrost.).

Anmerkung.
Fig. 3.
Fig. 3.

31. Wenn ihr dannenhero eine gläserne Röhre AB, die oben in A zugeschmelzet ist, mit Quecksilber füllet, und in ein Gefässe mit Quecksilber setzet; so wird das Quecksilber aus der Röhre nicht ganz herunterfallen, sondern in derselben beynahe 28 Zoll hoch stehen bleiben; wie Torricellius zuerst wahrgenommen, von welchem sie auch die Torricellianische Röhre genennet wird. Giesset ihr aber auf das Quecksilber in dem Gefässe Wasser; so steiget es höher, weil die Luft mit dem Wasser drucket. Hingegen wenn ihr die Toricellianische Röhre unter eine gläserne Glocke mit einer weiten gläsernen Röhre setzet, und die Luft wegpumpet; so werdet ihr finden, daß das Quecksilber nach und nach herunter fället.[Fig. 3]

Empfohlene Zitierweise:
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_274.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)