Seite:Anfangsgründe der Mathematik II 319.jpg

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Sachen neben einander. Wenn nun das Auge auf eben solche Art afficiret wird, als von neben einander stehenden Sachen geschiehet; so müssen sie uns auch neben einander zu stehen scheinen. Derowegen wenn die Bilder zweyer Sachen im Auge zusammen stossen; so scheinen uns dieselben nahe bey einander zu stehen. W. Z. E.

Anmerkung.

55. Die Bilder zweyer Sachen stehen in dem Auge neben einander, wenn von denen andern, die zwischen ihnen liegen, keine Strahlen ins Auge fallen können. Dannenhero kommet es uns vor, als wenn alle Sterne gleich weit von der Erde weg wären: als wenn einer, den wir von weiten sehen, an einem Walde gienge, da er doch einen ziemlichen Weg davon weg ist: als wenn zwey Thürme an einer Kirche wären, da sie doch in verschiedenen Dörfern sind, u. s. w.

Der 8. Lehrsatz.

56. Eine brennende Fackel, oder ein ander brennendes Licht, siehet in der Weite grösser aus, als in der Nähe.

Beweis.

Wenn ihr einen Sonnenstrahl durch ein kleines Loch in einen verfinsterten Ort fallen lasset; könnet ihr wahrnehmen, daß die Luft Stäublein von dem Lichte einen Glanz bekommen. Derowegen ist nicht zu zweifeln, und man kan es auch mit Augen sehen, daß die Luft um das Licht einen starken Glanz bekommet. In der Nähe könnet ihr ihn von der Flamme unterscheiden. Weil aber die Flamme schwächer aussiehet, wenn ihr von dem Lichte weit wegkommet (§. 9.); so haltet ihr den Glanz der Luft mit für einen Theil der Flamme:

Empfohlene Zitierweise:
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_319.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)