60. Wenn die Bewegung der Körper von weiten gleich gemerket werden kan; so muß sie doch viel langsamer scheinen, als sie ist (§. 25.).
61. Dannenhero wenn zwey Körper sich gleich geschwinde bewegen, der eine aber weiter weg ist, als der andere; so wird der weitere sich langsamer zu bewegen scheinen.
62. Und also gewinnet es das Ansehen, als wenn der weitere zurücke bliebe; hingegen der nähere scheinet sich geschwinder zu bewegen, als würklich geschiehet.
63. Es sey das Auge in O, der erste Körper anfangs in V, der andere in T; so sehet ihr beide in S (§. 55.). Der Körper V beweget sich aus V in u, und der andere T aus T in t; so scheinet sich V aus S in N, und T nur aus S in M beweget zu haben.[Fig. 6]
64. Wenn das Auge O mit einem Körper V sich nach einer Gegend beweget, aber geschwinder als er; so kan er ihm zurücke zu gehen scheinen.[Fig. 6]
Es sey das Auge anfangs in O, und der Körper in V; so sehet ihr ihn in S. Das Auge beweget sich aus O in P, und der Körper aus V in u, also das Auge geschwinder als er. Wenn ihr nun zurücke sehet; so scheinet euch der Körper
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_321.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)