Seite:Anfangsgründe der Mathematik II 453.jpg

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einmal seine Schraubengänge zu Ende gebracht, und er sie wieder von neuen anfänget, er nicht mehr die alten wiederholet, sondern ganz neue beschreibet. Daher müste er, so lange die Welt stehet, alle Tage einen andern Weg um die Erde genommen haben. Wie ihr dieses aus dem Tychonischen Weltbaue erklären wollet, daran ist nicht einmal zu gedenken. Eben so wenig könnet ihr sagen, warum die Schraubengänge bloß um deßwillen enger werden, als sie sonst seyn würden, weil der Planete auf unserer Erde um einen grösseren Theil des Himmels von der Sonne entfernet zu seyn scheinet (§. 223.). Fraget man ferner, wie es zugehe, daß die Planeten bald stille stehen, bald gar zurücke zu gehen scheinen, das ist, ihre Schraubengänge um die Erde bald in gleicher Zeit mit den Fixsternen, bald geschwinder zu Ende bringen; so weiß man auch hier nicht die geringste Ursache zu geben. Am allerwenigsten kan man zurechte kommen, wenn man die besonderen Umstände dieser Erscheinungen, die oben (§. 225. seqq.) angeführet worden, erkläret wissen will. Also sehet ihr, daß durch den Tychonischen Weltbau nichts begriffen werden kan, was in der Welt vorgehet. Derowegen ist nicht glaublich, daß ihn Tycho recht beschrieben. W. Z. E.

Zusatz.

233. Weil man aus dem Tychonischen Weltbaue keine Ursachen der Himmelsbegebenheiten ersehen kan; so ist er auch in der Astronomie zu gar nichts nütze. Denn in dieser Wissenschaft

Empfohlene Zitierweise:
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 453. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_453.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)