Seite:Anfangsgründe der Mathematik II 477.jpg

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Auflösung.

Wenn der halbe Diameter der Horizontal-Parallaxi des Mondes gleich ist; so habet ihr nur nöthig, diese zu suchen (§. 284.). Da sie nun in der geringsten Weite 1° 1’ 25” hält; so ist der scheinbare Diameter der Erde im niemals grösser als 2° 3’ oder 123’.

Der 1. Zusatz.

294. Daher siehet der Diameter der Erde beynahe viermal so groß im Monde aus, als der Diameter des Mondes auf der Erde.

Der 2. Zusatz.

295. Weil aber die Erde unter einem so kleinen Winkel im Monde gesehen wird; so kan man nichts deutlich davon sehen (§. 26. Optic.). Und daher stellet sie sich den Seleniten nicht anders als ein runder hellleuchtender Teller vor.

Der 3. Zusatz.

296. Solchergestalt siehet die Erde den Seleniten eben so wie uns der Mond aus, und wird dannenhero mit Recht von ihnen, wie von uns der Mond, unter die Zahl der Sterne, und zwar der Planeten gesetzet. Denn sie ist ein Körper, welcher ihnen des Nachts am Himmel leuchtet.

Anmerkung.

297. Ihr könnet leicht erachten, daß, wenn die Erde aus einem Planeten gesehen wird, der weiter von ihr weg ist, als der Mond, sie auch viel kleiner aussehen müsse (§. 23. Optic.), und also in einigen Orten auch würklich wie ein Stern erscheine.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 477. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_477.jpg&oldid=- (Version vom 28.3.2023)