Seite:Anfangsgründe der Mathematik II 483.jpg

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Die 2. Anmerkung.

314. Es mögen aber die Cometen entweder Weltkörper seyn, die von GOtt im Anfange der Welt erschaffen worden, oder auch aus den Ausdünstungen der Planeten, oder auf andere Weise von neuem entstehen; so kan man daher nicht erweisen, daß sie den Inwohnern der Erde entweder etwas Gutes oder etwas Böses bedeuten, wenn Sie von ihnen gesehen werden. Denn in beiden Fällen hätte der Schluß keinen richtigen Grund. Ja in der Bibel hat sich GOtt nirgends erkläret, daß er die Cometen zum Zeichen seines Zorns oder auch seiner Gnade gesetzet. Vielmehr hat er uns warnen lassen, daß wir uns für den Zeichen des Himmels nicht fürchten sollen, wie die Heiden, Jer. 10. Und es wäre auch ungereimt, daß die Cometen Boten des göttlichen Zorns seyn solten, da die meisten von den wenigsten Menschen gesehen werden: wie denn von A. 1699. an bis 1709. fast alle Jahre, aber nur von wenigen Astronomis bey nächtlicher Weile Cometen gesehen worden. Vid. Histoire de l’Academie Royale des Sciences A. 1699. 1700. 1701. &c. Aus der Erfahrung kan man nicht schliessen, daß die Cometen eine böse Bedeutung haben. Denn es ist keine Folge: auf die Erscheinung des Cometens ist einer gewissen Nation ein grosses Unglück begegnet, derowegen hat der Comete dieses bedeutet. Zu geschweigen, daß man aus der Historie nicht erweisen kan, es sey jederzeit auf die Erscheinung eines Cometens eine grosse Veränderung in den Reichen der Welt erfolget. Ja, wenn GOtt einem gewissen Volke durch ein Zeichen vom Himmel seinen Untergang ankündigen wolte; müste er es in unsere Luft setzen, daß es über dem Lande oder der Stadt stehen bliebe, dem der Untergang angedeutet wird: wie man von dem Cometen erzählet, der über Jerusalem durch das ganze jüdische Land vor der Verstöhrung gesehen ward.

Die 27. Erklärung.

315. Wenn der Planete mit der Sonne in einem Orte des Himmels gesehen wird, oder von ihm um den sechsten, vierten, dritten, oder halben Theil des Himmels wegstehet, so nennet man es einen Adspect, und zwar insbesondere in dem ersten Falle eine CONJUNCTION

Empfohlene Zitierweise:
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 483. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_483.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)