Seite:Anfangsgründe der Mathematik I p 014.jpg

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Begriff heraussuche; und zugleich sich gewöhnen, auf ihr Thun und Lassen Acht zu haben, auch nichts ohne Verstand vorzunehmen. Hören sie nun nach der Zeit bey reiferem Verstande die Regeln, nach welchen er in Erkenntniß der Wahrheit sich richtet, und die ich in meinem Buche von den Kräften des menschlichen Verstandes vorgetragen habe; so wird ihnen das durch vorige Uebung erlangte Bild bald vor Augen schweben, und werden ihnen die Exempel, darauf sie sich besinnen, alles klar und verständlich machen. In der Geometrie lehret man Anfängern anfangs nur die Figuren kennen, jedoch dergestalt, daß sie nicht allein den Namen zu nennen wissen, wenn man ihnen die Figur zeiget, sondern auch dasjenige hersagen können, woraus sie die Figur erkennen und von andern unterscheiden; zu welchen Fragen die daselbst gegebene Erklärungen dienlich sind. Hierdurch lernen sie deutliche Begriffe von undeutlichen unterscheiden: welches das erste ist, so in gründlicher Erkenntniß der Wahrheit zu beobachten. Nach diesem muß man sie auf die Zeichnung der Figuren führen, wodurch sie erkennen, wie sie möglich sind, und zugleich inne werden, daß man alsdenn erst eine Sache recht begreife, wenn man verstehet, wie sie seyn kan. Alsdenn kan man auch die Lehrsätze und die übrigen Aufgaben

Empfohlene Zitierweise:
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Halle: Rengerische Buchhandlung, 1772, Seite XIV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_I_p_014.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)