Seite:Anklageschrift gegen Hans Scholl, Sophie Scholl und Christoph Probst.pdf/6

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

davon angeblich allein etwa 100 Abdrucke her und versandte sie an Anschriften, die er aus dem Münchener Telefonbuch ausgewählt hatte. Dabei hatte er insbesondere Akademiker, aber auch Münchener Gastwirte herausgegriffen, von denen er hoffte, dass sie den Inhalt der Flugblätter weitererzählen würden. In der Folgezeit stellte er dann noch drei weitere ebenfalls selbst verfasste Flugblätter der „Weissen Rose“ mit den unter II der Anklageschrift wiedergegebenen Inhalt her und versandte sie wiederum durch die Post.


Durch seinen Einsatz an der Ostfront im Juli 1942 wurde er an der Herausgabe weiterer Schriften verhindert. Die zur Herstellung der Schriften erforderlichen Geldmittel will er teils selbst aufgebracht haben, teils sollen sie ihm von seinem Freunde Schmorell zur Verfügung gestellt worden sein.


Der Name „Die Weisse Rose“ ist nach den Angaben des Angeschuldigten Hans Scholl willkürlich gewählt und geht auf die Lektüre eines spanischen Romans mit dieser Überschrift zurück. An die Bildung einer Organisation will der Angeschuldigte Hans Scholl anfangs noch nicht gedacht haben, erst später, nämlich Anfang 1943, fasste er den Plan zur Errichtung einer Organisation, die seine Gedanken verbreiten sollte. Er will jedoch noch keinen Versuch zur Sammlung Gleichgesinnter gemacht haben.


Anfang 1943 kam der Angeschuldigte Hans Scholl, der inzwischen von seinem Truppenteil zwecks Studiums an der Universität in München beurlaubt worden war, nach seiner Darstellung zu der Überzeugung, dass es nur noch ein Mittel zur Erhaltung Europas gäbe, nämlich die Verkürzung des Krieges. Er entschloss sich, diese seine Überzeugung zu propagieren und entwarf daher wiederum zwei Flugblätter mit den zu II der Anklageschrift bereits erwähnten Überschriften in Auflagen von zusammen etwa 7000 Stück. Davon verstreute er im Stadtkern von München etwa 5000 Schriften, ferner versandte er zahlreiche weitere Schriften durch die Post. Ende Januar 1943 fuhr er nach Salzburg und gab dort beim Bahnpostamt etwa 100 bis 150 Briefe mit den von ihm hergestellten Flugblättern auf. Ferner wurden in Linz und Wien durch Schmorell, der sich im Einverständnis des Scholl