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was innerhalb den Grenzen eurer Fähigkeit läge. Diesen Wermuth aus eurem sonst fruchtbaren Hirn auszurotten, und zugleich um mich zu gewinnen, wenn euch das letzte angelegen seyn kann, sollt ihr zwölf Monate Tag für Tag die sprachlosen Kranken des Hospitals besuchen, da die ganze Energie eures Witzes aufbieten, diese trostlosen Elende lächeln zu machen.

Biron. Fröliches Gelächter in der Gurgel des Todes intoniren? Es ist unmöglich, Lädy! Scherz kann keine agonisirende Seele bewegen.

Rosaline. Desto besser, so ist dieß das sicherste Mittel einen stechenden nesselartigen Geist zu ersticken, der von der zu leichtsinnigen Gunst erzogen ward, womit seichte Zuhörer eure Schwänke aufgenommen. Das Glück eines Scherzes liegt in dem Ohr das ihn hört, nicht in der Zunge so ihn ausspricht. Also wenn kranke Ohren betäubt, von dem kläglichen Schall ihrer eigenen Seufzer und ihres Geächzes euch willig anhören, so fahrt fort darin, und ich will euch mit samt eurem Fehler heyrathen, aber ist das nicht so fort mit dem Geist, und ich werde vergnügt seyn, euch einen Pfund leichter an Witz zu bekommen aber mit einem bessern Herzen.

Biron. Zwölf Monath? sey es! was thut man nicht, so viel zu gewinnen, ich will zwölf Monath im Hospital scherzen.

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Jakob Michael Reinhold Lenz: Anmerkungen übers Theater. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anmerkungen_%C3%BCbers_Theater.pdf/159&oldid=- (Version vom 31.7.2018)