Seite:Anmerkungen übers Theater.pdf/61

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Biron. Verzeiht mir, theurester Souverain! ich schwur bloß, mit Eurer Majestät zu studiren und drey Jahre an Eurem Hofe zuzubringen.

Longaville. Ihr schwurt das, Biron! und das übrige auch.

Biron. Der Henker, so schwur ichs im Scherz. Halt – wenn ihr denn so scharf seyd, was ist der Entzweck des Studirens, sagt mir einmal?

König. Das zu wissen, was wir noch nicht wissen.

Biron. Das heißt, alles, was dem gewöhnlichen Menschenverstande untersagt ist, nicht so?

König. Freilich! das ist der Vorzug des Fleisses.

Biron. So kommt denn, ich will schwören. Ich will zum Exempel studiren, wie das Essen schmeckt, an dem Tage, da es euch untersagt seyn wird zu essen, wie ein hübsches Mädchen aussehe, oder wie ein gar zu harter Eyd zu brechen sey. Alsdenn weiß ich mehr als itzt, nicht wahr? und so ist der Entzweck meines Studirens erreicht.

König. Alle diese Dinge waren nur Hindernisse, die unsern Trieb in seinem ächten Lauf aufhielten und ihn in die Kanäle eitler Ergötzungen leiteten.

Empfohlene Zitierweise:
Jakob Michael Reinhold Lenz: Anmerkungen übers Theater. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anmerkungen_%C3%BCbers_Theater.pdf/61&oldid=- (Version vom 31.7.2018)