Seite:Anmerkungen übers Theater.pdf/88

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Mot. (singt.)

Arm. Gut Lied! geh zartes Alter! nimm diese Schlüssel! schenk dem Schäfer die Freyheit, bring ihn ungesäumt zu mir, ich muß ihn mit einem Briefe an meine Liebste schicken.

Mot. Herr, wollt ihr eure Liebste auf französisch gewinnen?

Arm. Wie das, lieber Junge?

Mot. Ein Liedchen mit dem End’ eurer Zunge tanzen, mit euren Füssen dazu singen, und das alles durch Auf- und Abziehen eurer Augbraunen beleben, eine Note seufzen, die andere singen, und wenn ihr im Singen zuviel Liebe heruntergeschluckt, sie durch die Nase wieder von euch geben, euren Hut wie eine Regenrinne tief über den Kramladen eurer Augen vorgeschoben, die Arme kreuzweis über euren Brustlatz gelegt wie ein Kaninchen am Bratspieße, oder eure Hände in den Rocktaschen wie ein Mann in einem uralten Gemählde – nur müßt ihr nie zu lang in einer Melodie fortfahren, das sind die Manieren, das sind die Launen, denen die feinsten Koketten nicht halten können, wodurch ihr euch unsterblich macht wie Eroberer.

Armado. Wo hast du alle die Erfahrungen her?

Mot. Von mir selber.

Arm. Aber o! aber o!

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Jakob Michael Reinhold Lenz: Anmerkungen übers Theater. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anmerkungen_%C3%BCbers_Theater.pdf/88&oldid=- (Version vom 31.7.2018)