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§. 9.

Diese Erfahrung überraschte keineswegs, weil man schon oft erfolglos versucht hat, in Gegenden, wo es kein Kaolin, aber doch schöne weiße plastische Thonarten giebt, von den letzteren allein Porcellan zu machen. Um dem Porcellan, in Härte, Durchscheinbarkeit und Glasur nur einigermaßen ähnliches Geschirr, wie das Sanitätsgeschirr (hygiocerames) anzufertigen, mußte man aber stets dem Thon Kaolin zusetzen[1].

Man hätte aber wähnen können, daß nicht alle Bestandtheile eines Kaolinporcellans sich in der mit einer weißen Thonart angefertigten Masse befänden. Die vorhergehenden Versuche, in welchen Thon statt Kaolin, und genau in denselben chemischen Verhältnissen wie in den besten Porcellanmassen angewendet wurden, zeigen, daß die verschiedenen Eigenthümlichkeiten der bildsamen Massen mehr vom Aggregatzustand der Bestandtheile, als von ihren chemischen Verhältnissen abhängig sind.

§. 10.

Man hat gesehen, welche Schwierigkeiten es macht, in solche künstliche Porcellanmassen die 3 Procent Kali hineinzubringen, weil man sie ihrer Auflöslichkeit wegen nicht unmittelbar darunter mengen kann, und daß man sie daher mit der Kieselerde zu einem glasartigen Körper, der Fritte, verbinden mußte, zu einer Mischung, die

  1. Es giebt zwei Porcellanfabriken, in welchen das Bittererdesilicat die Stelle des Kaolins zu vertreten scheint, die zu Retiro bei Madrid und die zu Vineuf oder Vinovo bei Turin. Wenn man aber die Bestandtheile der Masse dieser letzteren betrachtet, die man allein aus den Arbeiten von Gioanetti und von Giobert kennt, so sieht man, daß zunächst der Feldspath von Frossasco dieser Masse als Flußmittel beigemengt, und das der Thon von Barges, eine Art mit Feldspath gemengtes bittererdiges Kaolin, der andere Bestandtheil der Masse ist, daß also das wahre feldspathartige Mineral nothwendig stets in der Masse enthalten ist.
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Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LX.Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth, 1843, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_1843_129.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)