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der Sommertage mit Wasser getränkt, und dieses gefriert während der Nächte.« (Charpentier, essai sur les glaciers, 1841, §. 6). Beim Gefrieren dehnt das Wasser sich aus, und diese ausdehnende Gewalt treibt den Gletscher abwärts.

Da im festen Erdboden die täglichen Wärmeänderungen der angränzenden Atmosphäre nur bis auf eine sehr geringe Tiefe fühlbar sind, so ist wohl an sich klar, daß die Erkältung der Nacht nur bis in eine sehr geringe Tiefe in das Eis des Gletschers herabreichen kann; daß daher auch das in den Zwischenräumen des Gletschereises enthaltene Wasser flüssig bleiben muß, wenn die Oberfläche des Gletschers überfriert. Zum Ueberfluß führt Forbes (Bibl. univ. de Genève, XXXXII, p. 363) die Erfahrung an, daß auf einem bei eingetretener kalter Witterung schon mehrere Tage lang überfrornen Gletscher, überall, in der Tiefe von weniger als einem Fuß, nasses Eis anzutreffen war. Die unmittelbare Mittheilung der täglichen Wärmeänderungen der Atmosphäre bis in größere Tiefen des Gletschers wird auch nicht angenommen, sondern der Vorgang wird dargestellt, wie wir es oben, möglichst mit den eigenen Worten von Charpentier, zu geben versucht haben. Offenbar ist aber eine solche Darstellung unzulässig. Das in die Haarspalten des Gletschereises eindringende Schmelzwasser kann nur gefrieren, wenn das Eis eine niedrigere Temperatur besitzt als 0°, sonst muß es flüssig bleiben. Dann muß es aber, wenn es in die feinen Zwischenräume des Eises eindringt, im Augenblick des Eindringens gefrieren. Es ist also gar kein Grund vorhanden, daß das Gletschereis bloß am Tage mit flüssigem Wasser sich tränken, und das eingedrungene Wasser bloß in der Nacht gefrieren soll. Die einzige zulässige Art zu einem Wachsthum des Gletschers von innen heraus, und einer Ausdehnung durch das in seinem Innern gefrierende Wasser zu gelangen, ist folglich die, ein Kältemagazin

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Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LX.Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth, 1843, Seite 442. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_1843_442.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)