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der erste Strahl tangentiell von Innen auf die Curve, so werden die Stücke der gebrochenen Lichtlinie unendlich klein und unendlich zahlreich, oder, mit andern Worten, die gebrochene Linie selbst wird eine Curve, welche mit der polirten Curve zusammenfällt. In diesem Falle gleitet also der Lichtstrahl auf der polirten Curve entlang und folgt deren Gang, so lange die Krümmung derselben das Zeichen nicht wechselt.

Wir sind also zu dem sonderbaren Resultat geführt, daß das Licht, dessen geradlinige Fortpflanzung fast Axiom ist, und das sich nur bei der atmosphärischen Strahlenbrechung auf eine merkliche Weise von diesem Gang entfernt, nach unserem Belieben gezwungen werden kann, in krummen Linien zu wandern und sogar eine gegebene Curve zu beschreiben.

Um zu sehen, bis wie weit die Erfahrung diese Schlüsse bestätige, brauchte ich folgenden Apparat. Auf ein wohl abgehobeltes und mit weißem Papier beklebtes Brett zog ich einen Halbkreis von 20 Centimeter Durchmesser, höhlte nach dieser Curve eine sehr schmale Fuge von etwa 1 Centimet. Tiefe aus, und ließ in diese eine vollkommen polirte Uhrfeder ein, die etwa 2 Centimeter breit und so lang wie der Halbkreis war.

Hierauf wurde ein Bündel Sonnenlicht horizontal in eine dunkle Kammer geleitet und in einiger Entfernung mit einem schwarzen Schirm aufgefangen, der einen etwa 1 Millimet. breiten horizontalen Schlitz besaß, um eine dünne Lichtschicht durchzulassen. Dann wurde das Brett mit der kreisrunden polirten Stahlfeder unmittelbar hinter dem durchbohrten Schirm aufgestellt, und zwar so, daß die Lichtschicht auf das eine Ende der Feder fiel, in einer mit der Innenseite dieser Feder nahe tangentiellen Richtung und die Papierfläche des Brettes streifend.

Alsdann sah ich wirklich einen Lichtfaden das Papier längs der Feder beleuchten, in abnehmender Intensität von dem Ende, wo das Licht einfiel, bis zu dem

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Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LX.Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth, 1843, Seite 593. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_1843_593.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)