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am einfachsten, indem man Cyan und Schwefelwasserstoff, letzteren beständig in Ueberschuß, zusammen in Alkohol leitet; sie scheidet sich dann nach und nach als kleine Krystalle von prächtig orangerother Farbe ab. In kaltem Wasser ist sie beinahe unlöslich, in kochendem nur in geringer, in Alkohol und Aether dagegen in etwas größerer Menge löslich; die alkoholische Lösung fällt mehrere Metallsalze, jedoch nur solche, welche auch durch freies Schwefelwasserstoff gefällt werden. Diese Metallverbindungen: , zersetzen[1] sich ziemlich leicht besonders beim Kochen in sich abscheidendes Schwefelmetall (), während zugleich das Glied: , da es im freien Zustande nicht bestehen kann, sich unter Entwicklung von Cyan in Unterschwefelurēn-Schwefelwasserstoffsäure: , und Schwefelurēn-Schwefelwasserstoffsäure: , umsetzt.

In verdünntem Kali löst sie sich bei gewöhnlicher Temperatur unverändert auf, indem sich bildet; beim Kochen aber mit verdünntem Kali sowohl, als mit verdünnten Säuren zerlegt sie sich unter Aufnahme der Bestandttheile von 3 At. Wasser in Oxalsäure, Ammoniak und Schwefelwasserstoff:

;

beim Erhitzen mit concentrirtem Kali dagegen, unter Abscheidung von 2 Atomen Wasser, in Schwefelcyan-Schwefelkalium, Cyankalium und Schwefelkalium:

.

Sie entspricht der urēnigen Säure (Oxamid):

.

  1. Die Ursache dieser Zersetzung liegt, wie ich in meiner vierten Abhandlung angegeben habe, in den geringen negativen Eigenschaften des Gliedes: , und den geringen positiven der meisten Schwefelmetalle (Schwefelblei, Schwefelsilber). Die beiden Glieder vereinigen sich zwar unter günstigen Umständen, werden auch durch die geringste bewegende Kraft (Temperaturerhöhung) getrennt.
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Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LXIII. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1844, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_und_Chemie_Bd_63_1844.pdf/109&oldid=- (Version vom 31.7.2018)