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und das Bluten hat begonnen. Will man sicher seyn, die ersten Anfänge desselben genau zu beobachten, so muß man mehrjährige Triebe nicht zu hoch über der Erde abschneiden, weil das Ausfließen des Saftes in den höheren Theilen später beginnt als in den niederen, ein Umstand, der später als natürliche Folge der hydrostatischen Gesetze erscheinen wird, und weil sich an den weiteren Spiralröhren der älteren Aeste, die folgende Beobachtung leichter machen läßt, als an den engeren der einjährigen[1]. Man sieht nämlich häufig mit der Lupe und bisweilen schon mit bloßen Augen den Saft ganz deutlich aus den durchschnittenen Spiralröhren hervorquellen, wie dieses schon Dutrochet beobachtete, und wie es jüngst C. L. Rominger (l. c.) genau und vortrefflich beschrieben hat. Der ausfließende Saft ist eine klare farblose Flüssigkeit, deren Gewicht erst in der dritten oder vierten Decimale von dem des destillirten Wassers abweicht[2]. Schon vor mehr als hundert

  1. Man hat bisweilen Gelegenheit zu beobachten, daß dicke Aeste schon bluten, wenn einjährige Triebe in gleicher Höhe noch nicht bluten. Dutrochet schreibt dieses einer mangelhaften Durchgängigkeit der Spiralröhren in den jungen Trieben zu; ich zweifle jedoch, daß man ihm hierin beipflichten kann. Spätere Beobachtungen müssen erst näheren Aufschluß über die wahre Ursache dieser Erscheinung geben.
  2. Knight[WS 1] fand bei Versuchen an der Sykomore und Birke, daß der Saft, welchen er in verschiedenen Höhen zapfte, ungleiche Dichtigkeit hatte, und zwar so, daß die Dichtigkeit mit der Höhe zunahm. Dieses Resultat ist neuerlich von Biot bestätigt worden (Comptes rendus du séances de l’Academie des sciences, 22 Febrier 1841[WS 2]). So wahrscheinlich es mir auch aus anderweitigen Gründen ist, daß der in den Zellen befindliche Saft in den oberen Theilen der Bäume concentrirter ist, als in den unteren, so muß ich doch gestehen, daß ich die angestellten Versuche nicht für besonders conclusiv halte; da der Saft, den man aus jedem Bohrloche zapfte, in der That aus sehr verschiedenen Höhen mit großer Geschwindigkeit zusammenströmte, und es überdieß ungewiß ist, ob er analogen Theilen des Querschnittes des Stammes angehörte, was bei diesen Versuchen von großer Bedeutung seyn kann. Eben so fand Knight, daß der Saft, der aus

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Thomas Andrew Knight: Observations on the State in Which the True Sap of Trees is Deposited During Winter. In: A Selection From the Physiological and Horticultural Papers, Published in the Transactions of the Royal and Horticultural Societies. Longman u. a., London 1841, S. 109–119 Google
  2. Biot: Remarques scientifiques, à l’occasion de la lettre de M. Boucherie insérée au dernier numéro du Compte rendu. In: Compte rendu des séances de l’Académie des sciences. Bd. 12 (1841), S. 357–369 Internet Archive
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LXIII. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1844, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_und_Chemie_Bd_63_1844.pdf/194&oldid=- (Version vom 31.7.2018)