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Viertens stand mein Rohr No. XII 2 Fuß über der Erde, der Stock war ebenfalls 9 Fuß hoch, das Rohr gab als Maximum 24″ 3′′′ Quecksilber oder 329″ Saft an, es bleiben also für die Differenz 245″.

Es ist schon an sich merkwürdig, daß sich das ideale Niveau des Saftes 20 Fuß und darüber über die höchsten Punkte der untersuchten Weinstöcke erhob; noch auffallender ist es aber, daß sich dieses Verhältniß gerade in den vier einzigen vergleichbaren Versuchen, welche wir besitzen, so wiederholt, daß der Unterschied zwischen größtem und kleinstem Werth nur 22 Zoll beträgt. Es ist möglich, daß die seltsame Uebereinstimmung dieser vier Beobachtungen auf einem Zufall beruht; es ist aber auch möglich, daß derselben ein Gesetz zum Grunde liegt, welches über die Mechanik der Saftbewegung während der Zeit des Blutens ein seltenes Licht verbreiten kann. Dieser Zweifel ist es, welcher mich getrieben hat, die vorliegenden Versuche als einen Theil einer größeren, noch unvollendeten Arbeit frühzeitig zu veröffentlichen, indem ich hoffe, die Pflanzenphysiologen, welche von jeher ihre Wissenschaft mit so großem Eifer angebaut haben, für Versuche auf einem Felde zu gewinnen, das für sie eben so wichtig seyn muß, wie dem Zoophysiologen die Statik und Mechanik der Lymphe und des Blutes. Die Zeit für diese Versuche ist beschränkt auf einen kurzen Abschnitt jedes Jahres, und numerische Resultate, wie sie hier verlangt werden, können nur Werth haben, wenn sie in größerer Menge vorliegen; es sind daher die vereinten Kräfte Mehrerer nöthig, um Licht über ein bis jetzt noch dunkles Capitel der Wissenschaft zu verbreiten. Ich weiß sehr wohl, wie viele auf experimentellem Wege zu entscheidende Fragen meine Arbeit noch ungelöst läßt, und es kann nicht undankbar erscheinen, sich mit denselben zu beschäftigen, nachdem einmal der Anfang gemacht ist, das Feld der Untersuchung planmäßig anzubauen.

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Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LXIII. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1844, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_und_Chemie_Bd_63_1844.pdf/221&oldid=- (Version vom 31.7.2018)