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VIII. Ueber die Volta’sche Polarisation des Eisens; von W. Beetz.

Das Eisen ist durch den anomalen Zustand, welcher mit dem Namen der Passivität belegt ist, gegen andere Metalle besonders merkwürdig geworden. Es scheint aber, als sey diese Passivität nicht die einzige Anomalie, die das Eisen in Beziehung auf sein Volta’sches Verhalten zeigt; vielmehr treten alle Erscheinungen bei diesem Metalle weit complicirter auf, als bei den meisten anderen. Auf einige hierher gehörige Beobachtungen wurde ich durch eine frühere Versuchsreihe geleitet[1], durch welche ich das Wesen des Anlaufs, mit dem sich das Eisen beim Erhitzen bedeckt, zu bestimmen suchte. Die Ansicht, welche ich a. a. O. als Resultat meiner Versuche aufstellen zu dürfen glaubte, war: daß der Anlauf immer in einer Oxydation bestehe, da weder ein in einer Flüssigkeit, noch in einer ganz reinen Wasserstoffatmosphäre erhitzter Eisendraht eine Farbenveränderung auf seiner Oberfläche zeigt[2].

  1. Diese Annale, Bd. 62 S. 234.[WS 1]
  2. Diese Ansicht glaubt jedoch Hr. Martens nach den von ihm und Hrn. Ryke angestellten Versuchen nicht theilen zu dürfen, vielmehr ist er der Meinung, daß die Farbenveränderung lediglich eine Wirkung des Erhitzens sey. Ich glaubte dieser Hypothese durch Nichts einfacher begegnet zu seyn, als durch das angeführte Factum, daß eben in ganz reinem Wasserstoff auch bei Glühhitze kein Anlauf stattfindet, und glaubte ferner nachgewiesen zu haben, daß bei einem lange anhaltenden lebhaften Gasstrome ein Eindringen von Sauerstoff durch das Nachgießen der Schwefelsäure in den Gasentbindungsapparat, so wie durch viele andere Umstände, leicht möglich, ja sogar unvermeidlich sey. Endlich war in der angeführten Abhandlung deutlich ausgesprochen, daß ein Eisendraht selbst in glühendem Zink nicht anläuft, so daß der Einwand des Hrn. Martens, daß der Draht in einem geschmolzenen Metall „weit entfernt sey, die Rothgluht [416] zu erreichen“ (S. 413), schon dort seine Erledigung gefunden hat. Daß übrigens „die Berührung eines fremden Metalles die Wirkung der Hitze aufheben“ und deshalb an schmelzendem Metall kein Anlauf eintreten solle, ist doch sehr unwahrscheinlich. Sollten indeß diese Thatsachen dem Hrn. Martens noch nicht überzeugend scheinen, so werden vielleicht die nachfolgenden Bemerkungen etwas beitragen, die Verschiedenheiten zwischen einem angelaufenen und einem ohne Anlauf erhitzten Eisendraht zu zeigen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Wilhelm von Beetz: Ueber das Anlaufen des Eisens und dessen Zusammenhang mit der Passivität. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 138, Joh. Ambr. Barth, Leipzig 1844, S. 234–241 Quellen
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Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LXIII. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1844, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_und_Chemie_Bd_63_1844.pdf/426&oldid=- (Version vom 31.7.2018)