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Es ist sehr schwierig mit passiven Eisendrähten zu experimentiren, wenn man dieselben mit activen in eine Flüssigkeit tauchen will. Bringt man den passiven Draht unmittelbar aus starker Salpetersäure in die Leitungsflüssigkeit, so bleibt er noch immer von einer sehr salpetersäurehaltigen Flüssigkeit umgeben, was beim anderen Drahte nicht der Fall ist, und so wird die Beurtheilung des entstehenden Stromes ganz unsicher; man müßte also sich einen reinen passiven Draht verschaffen, was mir nie gelungen ist. Schon in meiner oben erwähnten Arbeit ist angegeben worden, daß in einer reinen Wasserstoffatmosphäre ein Eisendraht nie passiv wird, sondern daß nur ein angelaufener Draht durch seine Oxydhaut gegen einen plötzlichen Angriff der Salpetersäure geschützt wird. Reibt man diesen Ueberzug gelinde ab, so ist der Draht, nach meinen Versuchen wenigstens, immer activ [1].

Ist der Draht durch starke Salpetersäure passiv gemacht, so ist es mir ebenfalls niemals gelungen ihn zu reinigen, sey es durch Abspülen mit Wasser oder durch Abwischen und gelindes Reiben, ohne seine Passivität zu zerstören. Am besten gelang es noch durch schnelles Eintauchen des eben aus der Salpetersäure gehobenen Drahtes in starken Aether, in dem er herumbewegt, von da in eine zweite Quantität Aether gebracht, und nach gleicher Behandlung herausgenommen wurde. Der adhärirende Aether verdunstete schnell an der Luft. Dieß Verfahren gelingt indeß auch nicht immer, und kann deshalb leicht zu widersprechenden Resultaten führen. Es blieb deshalb nur der Ausweg übrig, als Leitungsflüssigkeit eine Salpetersäure anzuwenden, die stark genug war, um die Passivität eines in dieselbe getauchten

  1. Hr. Martens sagt zwar, er verliere seine Passivität durch ein schwaches, kurze Zeit fortgesetztes Abreiben, nicht ganz; man kann aber doch einen Draht, der etwas activ ist, nicht als passiv betrachten, und mit ihm als mit einem passiven experimentiren.
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Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LXIII. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1844, Seite 420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_und_Chemie_Bd_63_1844.pdf/431&oldid=- (Version vom 31.7.2018)