Seite:Annalen der Physik und Chemie Bd 63 1844.pdf/533

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

besagter Streifen wieder depolarisirt seyn, d. h. er wird, mit einem gewöhnlichen Platinstreifen volta’sch verbunden, keinen Strom mehr erzeugen.

Läßt man in eine Flasche, deren Luft so stark mit Ozon beladen ist, daß diese den in sie gehaltenen Jodkaliumkleister beinahe augenblicklich blauschwarz färbt, nach und nach salpetrichtsauren Dampf[1] treten, so gelangt man dahin, das negative Polarisationsvermögen der Ozonatmosphäre gänzlich zu zerstören, in der Weise, daß ein Platinstreifen, wie lange man denselben auch in ihr verweilen läßt, nicht im mindesten negativ polarisirt wird. Eine in der beschriebenen Art behandelte Ozonluft verliert auch vollkommen ihren so charakteristischen Geruch, wie ebenfalls der Geruch der eingeführten salpetrichten Säure verschwindet. Eben so ist die depolarisirte Ozonatmosphäre auch des Vermögens beraubt, Lackmuspapier zu bleichen, wie sie auch in viel schwächerem Grade den Jodkaliumkleister bläut.

Aus den angeführten Thatsachen erhellt, daß das Ozon hinsichtlich seiner volta’schen Eigenschaften wesentlich von der salpetrichten Säure sich unterscheidet; daß das Ozon negativ gegen diese Säure sich verhält, ja daß beide Materien zu einander in einem volta’schen Gegensatze stehen, in ähnlicher Weise wie Chlor und Wasserstoff. Es ergiebt sich ferner aus den erwähnten Thatsachen, daß auch gewisse chemische Eigenschaften des Ozons und der salpetrichten Säure, wie z. B. das Bleichvermögen, verloren gehen, wenn beide Materien in geeigneten Verhältnissen mit einander vermischt werden.

Steht nun aber das Ozon zu der salpetrichten Säure in den erwähnten volta’schen und chemischen Verhältnissen, so können diese Materien unmöglich ident und es muß das Ozon ein eigenthümlicher Körper seyn.

Wir kennen bereits eine Reihe von Eigenschaften,

  1. Ich verstehe darunter den rothen Dampf, der beim Zusammentreffen des Salpetergases mit atmosphärischer Luft entsteht.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LXIII. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1844, Seite 522. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_und_Chemie_Bd_63_1844.pdf/533&oldid=- (Version vom 31.7.2018)