Seite:Ansichten Lübeck Marienkirche.pdf/8

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zu den gewöhnlichen; geschmackvolle Darstellungen zu überladnen und sonderbaren; Leistungen von hohem Werth zu minder wichtigen. Wie der Geist der Zeit sich änderte, wie er die Kunst zu ihrer Blüthe erhob und sie wieder sinken ließ, stellt er sich hier dar, wo Alles nach und nach sich sammelte. Die Bildung und der verschiedene Kunstsinn der Besteller und Arbeiter spricht sich hier aus in mannigfaltigen Abstufungen; der Reichthum und der gute Wille bei beschränkten Kräften lieferten Verschiedenes in Absicht des innern Gehalts und der äußern Form.

Dies bestätigt sich zuerst in den Gemälden, welche diese Kirche aus alter und neuer Zeit aufbewahrt. Neben den Meisterwerken eines Holbein, Altdorfer, Perugino, van Dyk, Williges, Gröger und Andrer, finden sich mittelmäßige Stücke von de la Val und mehrern genannten und ungenannten Malern.

Zwei ausgezeichnete Gemälde der deutschen Schule aus dem sechszehnten Jahrhundert, der Blüthenzeit der Kunst, finden sich an der Wand hinter dem Altar. Eine Anbetung des Christkindes ist der Gegenstand des ersten, eines Altarschrankes mit zwei Thüren. Kein bestimmtes Zeichen nennt den Verfertiger, nur die Jahreszahl 1518, die sich an einer Säule befindet, weiset auf die Periode der Kunst hin, in welcher es entstand. Aber die ganze Bearbeitung, das zarte Kolorit, der fromme Ausdruck in dem Gesichte der Maria, die Lieblichkeit

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Heinrich Christian Zietz: Marienkirche. Friedrich Wilmans, Frankfurt am Main 1822, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ansichten_L%C3%BCbeck_Marienkirche.pdf/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)