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Die Zahl der Toten erreicht 1060. In der Umgegend von Baiburt wurden 165 Dörfer vollständig geplündert und zerstört.

In Narzahan wurden 100, in Ksanta 400, in Bajazid 500 Armenier getötet; die Türken hatten nirgends Verluste an Menschenleben.

In Baiburt, um wenigstens etwas ins Detail zu gehen, wurden 14 Frauen mit ihren Säuglingen verbrannt, 100 Frauen zerstückelt, und 50 junge Frauen töteten sich selbst, um der Schande zu entgehen.

Darauf, daß bei allen Massacres zahllose Frauen und Mädchen geschändet wurden, wollen wir hier nicht näher eingehen, da wir aus dieses Kapitel noch zurückkommen werden. Einige Dörfer sind verschont geblieben, nachdem sie hohe Lösegelder bis zu 120 türk. Pfd. (2400 M.) gezahlt hatten. Im übrigen wurden alle armenischen Dörfer der Provinz entweder geplündert oder zerstört. Die Behörden ließen überall die Meuterer gewähren. Das Militär beteiligte sich an den Massacres und der Plünderung, und allerorten wurden die Ueberlebenden gezwungen, en masse den Islam anzunehmen.

Blutbäder im Vilajet Bitlis.

Am 25. Oktober greifen beim Verlassen der Moschee die Türken die Armenier an und zwar, wie der Botschafter-Bericht feststellt, ohne irgend eine Provokation von seiten der letzteren. Das Massacre begann und wurde beschlossen mit einem Hornsignal. Die Zahl der Toten betrug 900; nach den Angaben der türkischen Behörden sind dabei 39 Muhammedaner umgekommen.

In den Distrikten von Sassun, Talori, Musch, Seert, Yerum, Chirvan, Guzel Dere, Seghjerd, Gindj und Djabagh Fagur wurden zahllose Dörfer, nicht nur von Armeniern, sondern auch von Syrern, Chaldäern und Jakobiten bewohnt, durch bewaffnete muhammedanische Banden geplündert und die Einwohner massacriert. Die Verantwortlichkeit für die Massacres trifft die Behörden.

Blutbäder im Vilajet Wan.

In 25 Distrikten wurden 543 Dörfer, über die uns umfangreiche Listen mit Namen der Dörfer und Zahl der zerstörten Häuser, Kirchen und Klöster vorliegen, vollständig ausgeplündert und zum

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Armenien und Europa. Eine Anklageschrift. Verlag der Akademischen Buchhandlung W. Faber & Co., Berlin-Westend 1897, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Armenien_und_Europa._Eine_Anklageschrift.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)