Seite:Armenien und Europa. Eine Anklageschrift.pdf/263

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Zeichen des Kreuzes trugen, hat sich das Wort der Verheißung erfüllt: Sei getreu bis in den Tod, so will Ich dir die Krone des Lebens geben.

Was sollen wir thun? Wir heben unsere Augen auf zu den Bergen, von welchen uns Hilfe kommt. Er, der die Menschenherzen leitet wie Wasserbäche, wolle auch den Großen und Mächtigen dieser Erde, welche vor 18 Jahren das Volk der Armenier unter ihren vereinigten Schutz gestellt haben, die Augen und die Herzen aufthun, daß sie die Ströme Blutes sehen, welche wider uns zum Himmel schreien, und daß sie Erlösung bringen dem, der flehend uns zuruft: Komm herüber und hilf uns!

Wir schauen aber auch hin auf alle Gemeinden und Mitglieder unserer Rheinischen Provinzialkirche. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. Darum rufen wir laut: Faltet mit uns eure Hände, beugt mit uns eure Kniee, laßt uns, vereinigt untereinander und im Geiste verbunden mit allen Brüdern hin und her, täglich vor Gottes Thron bringen das Elend derer, so in großer Gefahr und Verfolgung leben, daß Gott in Gnaden ihr Gefängnis sprenge und den Gebundenen die ersehnte Freiheit schenke. Aber laßt uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der That und mit der Wahrheit. Namenlos ist das Elend der dem Tode Entronnenen. Tausende und Abertausende gehen dem Hungertode entgegen. Gras ist ihre Speise geworden. Gleicht unsere Gabe auch einem Tropfen im Meer des unsäglichen Jammers der Verschmachtenden: Gott kann auch das Geringe segnen. Ein jeder teile mit aus dem Vermögen, das ihm Gott dargereicht hat. Der Eifer des Gebetes und der werkthätigen Liebe beweise es, daß auch heute noch, hinweg über die Schranken der Meinungen und Besonderheiten, welche so oft zu trennen scheinen, alle diejenigen wesenhaft verbunden sind, welche den Herrn Christus lieb haben unverrückt.

Er, der Herr der Kirche, walte über Seiner ganzen Christenheit hier und in aller Welt!“

5. Die westfälische Provinzialsynode.

Die Provinzialsynode Westfalens faßte folgende Resolution: „Die grausamen Qualen, denen die Christen Armeniens unter den entsetzlichen Greuelthaten der Muhammedaner, der zu neuem Morden aufgestandenen Todfeinde der Christenheit, schutz- und hilflos preisgegeben sind, stehen vor unserer Seele. Das Seufzen und Weinen der armen gequälten

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Armenien und Europa. Eine Anklageschrift. Verlag der Akademischen Buchhandlung W. Faber & Co., Berlin-Westend 1897, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Armenien_und_Europa._Eine_Anklageschrift.pdf/263&oldid=- (Version vom 18.8.2016)