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wenn man da nicht eingreife. (Lebhafter Beifall.) Aber auch der dauernden Not in Armenien müsse man gedenken und Sorge tragen für die zahllosen armenischen Waisen, welche Vater und Mutter bei den Metzeleien verloren hätten. Wie man 1860 nach den Metzeleien in Syrien ein großes Waisenhaus am Libanon gegründet habe, so müsse man heute den Plan fassen, ein ähnliches Werk für die armen Armenier zu schaffen. Dann werde der heutige Tag ein Ehrentag werden für das katholische Köln. Gaben hierzu nehme die Zentrale des Vereins vom heiligen Lande (Schatzmeister: Bankdirektor Elkan) entgegen. – Die armenischen Greuelthaten hätten aber auch eine politische Seite. Heute, in dieser Versammlung, gebe die katholische Bevölkerung Kölns öffentlich die Erklärung ab, daß es Pflicht sei, in Armenien wenigstens eine erträgliche Lage für die christliche Bevölkerung herbeizuführen. Wenn wir uns auf diesem Boden bewegten, dann könne jeder deutsche Mann unsere Bestrebungen unterstützen, denn wir störten damit nicht die Zirkel der hohen Politik und hätten nach wie vor Vertrauen zu der Politik der Reichsregierung. Durch unser Eintreten für die Armenier wollten wir der Politik der Regierung nur eine Stütze und einen Rückhalt verleihen. Das Recht: unserer freien Meinung Ausdruck zu geben, ließen wir uns von niemandem verkümmern. (Laute Zustimmung.) Darum rufen wir laut in die Lande hinaus: „Wir können nicht schweigen, wir dürfen nicht schweigen, wir wollen nicht schweigen! (Stürmischer Beifall.) Indem wir so unserer Ueberzeugung Ausdruck verliehen, wahrten wir auch die Ehre unserer Vaterstadt, die allezeit eine hervorragend christliche gewesen sei. (Stürmischer Beifall.)

Hierauf nahm, von der Versammlung lebhaft begrüßt, der hochw. Herr Weihbischof Dr. Schmitz das Wort und führte etwa folgendes aus: Die Heimsuchung der Armenier hat bereits früher einzelne Kreise der Bevölkerung unserer Stadt beschäftigt. Am 8. März d. J. tagte hierselbst die General-Versammlung des deutschen Vereins vom Hl. Lande. Wie anfangs der 60er Jahre der Verein vom Hl. Grabe den Christen, welche damals bei dem Aufstand der Drusen hingeschlachtet wurden, zu Hülfe gekommen ist, so richtete jetzt die General-Versammlung des deutschen Vereins vom Hl. Lande ihren Appell an die zahlreichen Vereinsgenossen, um sie zu begeistern, den christlichen Armeniern ihre Gabe der Liebe zu spenden. Die General-Versammlung konnte mitteilen,

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Johannes Lepsius: Armenien und Europa. Eine Anklageschrift. Verlag der Akademischen Buchhandlung W. Faber & Co., Berlin-Westend 1897, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Armenien_und_Europa._Eine_Anklageschrift.pdf/270&oldid=- (Version vom 31.7.2018)