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verschwimmendes Bild seiner eigenen Erinnerung. Er hätte gewünscht, dieses Gefühl, das ihn keineswegs zum erstenmal und durchaus nicht als ein unheimliches, sondern eher als ein erlösendes überkam, länger festhalten zu können; aber mit dem Wunsche selbst war es auch geschwunden. Und nun war ihm, als hätte er mit der Gegenwart sich entzweit; Himmel, Meer und Luft waren fremd, kühl und fern geworden, und ein blühender Augenblick welkte dürftig dahin.

Robert verließ den Steg und beschritt einen der schmalen, wenig begangenen Pfade, die unter Kiefern und Steineichen, zwischen wildwachsendem Gestrüpp, ins Innere der Insel führten. Doch auch die Landschaft schien ihm duftlos, trocken und ihres gewohnten Reizes wie entkleidet. Er freute sich jetzt, daß die Stunde der Abreise nahe war, und in seiner Seele tauchten höchst lebendige Bilder von winterlich-städtischen Vergnügungen auf, nach denen ihn schon lange nicht mehr verlangt hatte. Er sah sich im Theater, auf einem bequemen Samtsessel, der Betrachtung eines heiteren Bühnenspiels hingegeben, sah sich durch hellbeleuchtete, menschenerfüllte Straßen wandeln, zwischen lockenden Auslagefenstern mit köstlichen Juwelen und Lederwaren; und endlich erschien ihm seine eigene Gestalt, ein wenig aufgefrischt und verjüngt, im stillen Winkel eines

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_012.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)