Seite:Arthur Schnitzler – Flucht in die Finsternis – 013.jpg

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behaglich-vornehmen Restaurants an der Seite eines weiblichen Wesens, dem seine Phantasie unwillkürlich Albertens anmutige Züge verlieh. Zum erstenmal seit der Trennung dachte er ihrer heute mit einiger Wehmut; er fragte sich, ob es sonderlich klug gewesen war, sie widerstandslos dem jungen Amerikaner zu überlassen, dessen sie, der gefährlichen Nähe entrückt, nach wenigen Tagen gewiß nicht mehr gedacht hätte, und er überlegte, ob es in jenem abendlichen Waldgespräch am Vierwaldstätter See nicht vielmehr seine Pflicht gewesen wäre, die Freundin zu warnen – statt ihr zur Annahme eines Heiratsantrages zu raten, der, trotz aller leidenschaftlichen Bestimmtheit, als Ergebnis einer Bekanntschaft von nur wenigen Tagen doch einigermaßen verdächtig erschien. Freilich täuschte sich Robert auch darüber nicht, daß sein augenblickliches Mißbehagen viel weniger aus solchen verspäteten Gewissenszweifeln als aus der dankbaren und nun beinahe schmerzlich erwachenden Erinnerung seiner Sinne floß.

Verspätet ins Hotel zurückgekehrt, nahm er sein Mittagessen wie immer allein an einem der breiten Saalfenster mit dem Blick aufs Meer. Nachher verabschiedete er sich höflich von einigen Badebekanntschaften und ließ sich endlich für eine kurze Weile am Tisch der Damen Rolf nieder, die auf der Uferterrasse

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_013.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)