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erst gegen Morgen eingeschlafen sei. Robert sprach von einer merkwürdigen Beobachtung, die er nun schon zu wiederholten Malen gemacht habe: daß er in der Höhe nicht nur mehr, sondern auch ganz anders träume als daheim. Diese Träume zeichneten sich nämlich dadurch aus, daß die Menschen oder Dinge nicht sich selbst, sondern irgend etwas anderes, ganz weit davon Abliegendes, ja, gar nichts Wirkliches, sondern gewissermaßen Begriffliches vorstellten. Doch er erwähnte als Beispiel nicht den Traum der verflossenen Nacht, sondern einen aus längst verflossener Zeit, in dem er auf weiter Ebene eine Art von Schlacht gesehen, aber in so trüb-fahlem Lichte, daß er die beteiligten Kämpfer weder einzeln, noch als Ganzes wahrzunehmen vermochte. Dann aber hatte er am Firmament statt der Sonne einen schief gestellten, mit Organtin verhängten, gelb flimmernden Lüster erblickt und plötzlich gewußt, daß dieser Lüster und nicht jenes fahle Bild auf der Ebene die Schlacht bedeutete. Paula hatte den Kragen ihrer weißen Wolljacke aufgestellt, ihr Gesicht war von der frischen Luft gerötet. Plötzlich, mit jener überraschenden Wendung des Kopfes, die Robert schon an ihr kannte und beinahe liebte, wandte sie sich zu ihm: „Beschäftigen Sie sich nicht ein bißchen zu viel mit sich selbst?“ – „Ich glaube nicht", erwiderte Robert betroffen. „Vielleicht gesteh’ ich’s nur aufrichtiger

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 069. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_069.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)