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Blick nahm er beinahe wie ein Versprechen mit sich.

Es war ihm zumute wie einem Genesenden. Für die Einbildungen, die ihn vor wenigen Tagen, ja, gestern noch gequält, glaubte er eine neue und nahezu beruhigende Erklärung gefunden zu haben. Von seinem eigenen Leben gleichsam im Stich gelassen, im Innersten leer geworden, hatte er allzu willig, ja, mit einer gewissen Selbstgefälligkeit eine Art Rolle für sich zu spielen begonnen, die wachsende Gewalt über ihn erlangt und allmählich gedroht hatte, sein innerstes Wesen zu verstören. Nun aber reckte er die Stirn hervor wie aus gefährlichem Nebeldunst und fühlte den Willen und die Kraft in sich, wieder gesund und – endlich wahr zu werden.

Zum Abendessen erschienen die Damen nicht, und Robert nahm an, daß sie sich beide, ermüdet, vorzeitig auf ihr Zimmer zurückgezogen hatten. Trotzdem gab er die Hoffnung nicht auf, daß Paula sich vielleicht später noch in der Halle zeigen würde, und blätterte geraume Zeit in illustrierten Wochenschriften, die er sonst selten zur Hand zu nehmen pflegte. Doch seine Erwartung erfüllte sich nicht, die Halle leerte sich, und es blieb Robert nichts übrig, als gleich den anderen Gästen zur Ruhe zu gehen.

Vorher aber hielt er sich, wie um nach Briefen zu fragen, an der Loge des Portiers auf, von dessen

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 071. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_071.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)