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Hause einzuziehen. Doch verließ er noch in später Stunde seinen Gasthof, um, von unbezwinglicher Sehnsucht getrieben, an den zu seiner Verwunderung zum Teil hellerleuchteten Fenstern der Rolfschen Wohnung vorüberzuwandeln. Allmählich erst besann er sich, daß auch das außerordentliche Schicksal sich nicht sofort in einer entschiedenen Veränderung äußerer Lebensformen auszudrücken pflegt und daß Paula – selbst wenn sie in diesem Augenblick im eigentlichsten Sinn viel ärmer sein mochte als jene Klavierlehrerin, die sich nach einem dürftigen Liebesabenteuer die Reste des Abendessens mit nach Hause genommen – gewiß noch längere Zeit hindurch ein behagliches Heim bewohnen, schöne Kleider tragen und keineswegs Hunger leiden würde. Er sah Schatten sich hin und her bewegen, beobachtete dann, daß Lichter verlöschten und in einem benachbarten Raum aufflammten; später fuhr ein Wagen vor, ein vornehm aussehender Herr stieg aus, der dann im Haustor verschwand. Robert begann sein Hin- und Herwandern vor dem Hause, in das er ja doch nicht eintreten wollte, als zwecklos und lächerlich zu empfinden und machte sich auf den Heimweg.

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 082. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_082.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)