Seite:Arthur Schnitzler – Flucht in die Finsternis – 095.jpg

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worden. Bei dieser Nachricht wurde Robert von einem unverhältnismäßigen Mitleid erfaßt, und er schien sich mit einem Male hart, ja geradezu verworfen, weil er sich um die beiden Damen, die gewiß ein Lebenszeichen von ihm zu erwarten berechtigt waren, überhaupt nicht mehr gekümmert hatte. Das Gefühl seiner Versäumnis verfolgte ihn in den Schlaf, und am nächsten Morgen fragte er telephonisch an, wann er sich persönlich nach dem Befinden der Damen erkundigen dürfe. Er erkannte die Stimme Paulas erst, als sie ihn mit völliger Unbefangenheit für den Abend desselben Tages um seinen Besuch bat.

Der große Salon, in den er um die sechste Stunde eintrat, sah unwirtlich, beinahe traurig aus. Die Möbel waren mit grauem Leinen überzogen, der Lüster mit weißem Organtinstoff verhängt, wodurch Robert sich an jenen verflossenen Traum von der Sedanschlacht erinnert fühlte. Auf dem geschlossenen Flügel standen allerlei Kunstgegenstände aus Glas, Porzellan und Bronze, offenbar zum Verpacktwerden hergerichtet; aus den Wänden ragten Nägel hervor, und Bilder lehnten verkehrt an den Wänden. Paula trat ein, in hellem Kleid, klaräugig und heiter; und da Robert darauf gefaßt gewesen war, sie trübselig, in dunkler Gewandung und ernst wiederzufinden, erschien sie ihm ganz besonders strahlend, so daß

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 095. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_095.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)