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XI

Er ließ drei Tage verstreichen, ehe er seinen Besuch bei Rolfs wiederholte. Er wurde wie ein alter Freund empfangen, fühlte sich wundersam zu Hause, blieb zum Abendessen und verabredete vor dem Weggehen mit Paula für morgen einen Spaziergang im Dornbacher Park. Dort draußen, unter entlaubten Bäumen, im lauen Nebel eines windstillen Novembertags, erzählte ihm Paula von ihrer frühen Mädchenzeit, und zum erstenmal sprach sie den Namen des Komponisten aus, mit dem ein Gerücht sie vor Jahren in so nahe Beziehung gebracht hatte. Auch von ihren Eltern sprach sie, und Robert glaubte zu erkennen, daß nichts schmerzlicher in ihr nachwirkte als das Verhältnis zu ihrem Vater, dessen zugleich verschlossenem und zärtlichkeitsbedürftigem Wesen sie in all ihrer Kindesliebe innerlich nahezukommen nicht vermocht hatte.

Am nächsten Abend klang der vertraute Ton der gestrigen Unterhaltung in ihnen beiden nach; nach langer Zeit zum erstenmal wieder nahm Paula ihre Geige zur Hand und spielte, von Robert begleitet, eine Beethovensche Sonate. Beide freuten sich an

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_104.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)