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XIII

Dieser erste Besuch im Hause des Bruders ließ sich vortrefflich an. Die Kinder waren von der neuen Tante, die Bilderbücher und Näschereien mitbrachte, sofort entzückt, Mariannes kühle Liebenswürdigkeit erwärmte sich allmählich, und Ottos Wesen wirkte auf Paula grade durch den freundlich-spöttischen Ton, der ihm in oberflächlicher Unterhaltung eigen war, vom ersten Augenblick an wie längst vertraut. In diesem Dunstkreis wechselseitiger Herzlichkeit und Sympathie, darin Robert sich bewegte, verloren auch die unruhevollen Gedanken allmählich ihre Macht über ihn, und manchmal, unter einem nach allen Seiten aufgehellten Himmel, glaubte er sich unbedenklich der Zukunft entgegenfreuen zu dürfen.

Doch in einer Nacht, nach einem geselligen Abend im Hause seines Bruders, geschah es ihm nach geraumer Zeit zum ersten Male wieder, daß kein Schlaf über ihn kommen wollte. Viertelstunde auf Viertelstunde hörte er vom Kirchturm schlagen, und er dachte nach, ob ihm nicht im Laufe des verflossenen Abends etwas Unangenehmes oder Peinliches begegnet wäre. Doch anfangs suchte er vergeblich nach

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_113.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)